trans luz / Ojeoje, Transluzente Absätze
Barbara Posch

Themen

trans luz

Der Ausdruck „Just in Time“ bezeichnet in der Warenwirtschaft eine Form von Inventar-Verwaltung bzw. im allgemeineren Sinne eine Art von Produktionsphilosophie. Dabei ist das Ziel, stehendes Inventar zu vermeiden und einen kontinuierlichen und stabilen Warenfluss herzustellen. Demzufolge ist alles, was nicht in Bewegung ist Ausschuss bzw. Abfall. Was aber, wenn sich ein notwendiges Element (Stretchfolie) dieser produktiven Momente (Transport) so verdichtet, dass es materiell massiv und schwer wird, und letztendlich als toter Ausschuss liegen bleibt?

In ›trans luz‹ hat sich die Transparenz der Folie zu Opazität verdichtet und ist nicht mehr durchschaubar. Bei der Herstellung der Skulptur-Elemente steht das zeitintensive Umwickeln - immer und immer wieder um die Metallkonstruktion herum - und der dafür nötige körperliche Einsatz in Kontrast zur optimierten Beschleunigung in Produktionsabläufen wettbewerbsfähiger Unternehmen.

Skulptur: Barbara Posch / trans luz, 2019 / Stretchfolie, Metall / mehrteilig, 700 x 115 x 117 cm

 

Die Live-Performance wurde im Rahmen des ATELIER No. 64 gestreamt.

Ojeoje, Transluzente Absätze

In dem Kreisen um Logistik, Transparenz und Opazität ist neben der mehrteiligen Skulptur (trans luz) auch ein Text (Ojeoje, Transluzente Absätze) entstanden. Beide Arbeiten gehen vom Material aus: die Skulptur geht dabei von der in der Logistikindustrie häufig verwendeten Stretchfolie aus, beim Text vor allem von verschiedenen Formen der Sprache (Business-Sprache, Amtssprache, Alltagssprache) und der Art, wie diese zum Einsatz kommt. Die Audioarbeit spricht einen an, zieht die Aufmerksamkeit auf sich, ohne dass sich dabei etwas klärt, sie ist wie eine Bewegung bei gleichzeitigem Stillstand. 

Barbara Posch / Ojeoje, Transluzente Absätze, 2019 / Audio 13.37 min.

Die Arbeit war während des ATELIER No. 64 vom 20 - 22.11.2020 verfügbar.
 

Barbara Posch, geboren in Salzburg (AT), kam nach einem Studium der Visuellen Kommunikation (Universität für Künstlerische und Industrielle Gestaltung Linz) und einem Zwischenstudium (AdBK Nürnberg) an die Akademie der Bildenden Künste München, in die Klasse von Prof. Nicole Wermers mit dem Schwerpunkt Skulptur und amorphe Materialien. Barbara Posch beschäftigt sich im zwei- und dreidimensionalen sowie sprachlichen Bereich mit grundsätzlichen skulpturalen Fragen nach der Konstruktion von Volumen, dem Zusammenhalten von Material und dem Manipulieren von Präsenz im Raum. Dabei spielen vielschichtige, sich teils bedingende Bezüge zwischen dem Objekt und seinem umgebenden Raum eine wichtige Rolle.