Die Performance-Texte zum Nachlesen
Huia
Dies ist der Huia, Heteralocha acutirostris.
Er wurde seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr gesichtet.
Männliche Huias erreichten, vom Schnabel bis zur Schwanzspitze gemessen, eine Größe von 48 cm. Sie besaßen glänzend schwarze, grünlich schimmernde Federn, die Spitze der Schwanzfedern wies ein breites weißes Band auf.
Es heißt, dass der Huia durch die Nachahmung seines Rufs – so etwa – leicht anzulocken war. Diese Aufnahme stammt von 1949, zu hören ist das Pfeifen von Hēnare Hāmana, der – damals war er um die sechzig Jahre alt – den in seiner Jugend noch verbreiteten Vogel beobachtet hatte. Diese Darstellung hier zeigt einen männlichen und weiblichen Huia.
Huia-Paare unterhielten eine enge Beziehung und wurden gewöhnlich zusammen gesehen, sie kommunizierten fortwährend und liebkosten sich gegenseitig mit ihren Schnäbeln. Wenn einer starb, so erzählt man, sei der Partner auch kurz darauf gestorben.
Die Vögel wurden von den Maori, den Bewohnern der Inseln, sehr geschätzt. Die gegenseitige Abhängigkeit betrachteten sie als Zeichen großer Treue, Hingabe und Ergebenheit. Wie viele andere Vögel auf der Insel auch hatten sie keine Scheu vor dem Menschen und wurden manchmal auch als Haustier gehalten.
Unter den Maori waren die Schwanzfedern des Huia sehr begehrt, sie trugen sie bei Zeremonien als Haarschmuck, meistens ein oder zwei Federn, die seitlich am oder auf dem Kopf aufrecht stehend getragen wurden. In der Kultur der Maori verbinden Federn das Land der Lebenden mit den Geistern der Luft.
1901 besuchten der Herzog und die Herzogin von York (später König Georg V. und Queen Mary) die Inseln und bekamen Huia-Federn als Präsente überreicht, die sie in Anlehnung an den Maori-Brauch als Hutschmuck verwendeten. Bald schon gab es eine starke Nachfrage nach den Federn, sie wurden das Stück für bis zu 5 £ verkauft, was heutzutage etwa 1.000 $ entspräche. Ein Huia hatte gewöhnlich 12 Schwanzfedern, in der Folge wurden die Vögel unvorstellbar wertvoll und die Bedrohung der Spezies durch die Jagd nahm stark zu. Ausgestopfte Exemplare wurden von Naturforschern und Ornithologen für ihre Schönheit sehr geschätzt und steigerten ihren Seltenheitswert zusätzlich. Tausende dieser Vögel wurden weltweit in Sammlungen verschifft.
Für das Jahr 1906 wurde für einige Gebiete noch ein häufiges Vorkommen berichtet, aber nur ein Jahr später, 1907 gab es die letzte verifizierte Sichtung von 3 Vögeln. Über die nächsten 50 Jahre wurden noch sporadische, nicht bestätigte Sichtungen verzeichnet, die letzte davon 1963. 1949, zur Zeit dieser Aufnahme, wird es in entlegenen Teilen der Insel wahrscheinlich noch eine geringe Anzahl von Huia gegeben haben.
Mit der Ausrottung des Huia stieg der Wert ihrer Schwanzfedern. 2010 wurde auf einer Auktion eine einzelne Feder für 8.000$ versteigert. Sie war somit die teuerste Feder der Geschichte.
Blaulappenhokko
Dies ist der Blaulappenhokko, Crax alberti.
Es ist ein großer, vorwiegend auf dem Boden lebender Vogel, der durch seine lockigen, schwarzen Kopffedern und den blau geschmückten Schnabel leicht zu erkennen ist. Wie in dieser Aufnahme zu hören, gibt das Männchen einen markanten tiefen Brummton als Lockruf von sich.
In den Volksmärchen heißt es, dass die Hokkohühner ihre Locken bekamen, als sie vom Jaguar das Feuer stahlen und es der Menschheit gaben. Da sie auf ihren Rücken die brennenden Scheite trugen, kringelten sich ihre Kopffedern unter der Hitze zu Locken.
Louis Fraser beschrieb den Blaulappenhokko erstmals 1850 und zwar nach einem Vogelpaar, welches in der Menagerie des 13. Earl of Derby gehalten wurde, die er verwaltete.
Der 13. Earl of Derby wurde als größter Tiersammler aller Zeiten bezeichnet. Seinerzeit besaß er eine der größten Sammlungen mit einer außerordentlichen Vielfalt und Anzahl exotischer Arten, von denen viele in der Mitte des 19. Jahrhunderts wissenschaftlich noch nicht erfasst waren. Überdies hat er verschiedene Arten gehalten und auch gezüchtet, die seitdem ausgestorben sind, darunter auch die Wandertaube (Ectopistes migratorius) und der Karolinasittich (Conuropsis carolinensis). Über ein Netzwerk von Händlern in aller Welt investierte er als passionierter Naturforscher erhebliche finanzielle Mittel für den Ankauf von Tieren. Der Earl wurde als Galionsfigur der zoologischen Klassifikation betrachtet. Sein Hauptinteresse galt der Taxonomie von Vögeln. Er legte eine wissenschaftliche Dokumentation seiner Sammlung an und beschäftigte einen Künstler, der die verschiedenen Spezies in allen Einzelheiten zeichnete.
Es ist ihm jedoch nicht gelungen, den Blaulappenhokko zu züchten. Nur ein Jahr nachdem er ein Paar erworben hatte, verstarb er. Teile seiner Sammlung mit 1.272 Vögeln und 345 Säugetieren wurden abgegeben und der Rest für 7.000 £ verkauft, was weniger war als erwartet. Über das Schicksal des Blaulappenhokkos ist nichts bekannt.
2016 wurden noch 1.000 Blaulappenhokkos gezählt, ihre Anzahl nimmt jedoch rasant ab, so dass ihre Ausrottung in nur wenigen Generationen nicht auszuschließen ist.
Eine der größten Bedrohungen für den Vogel ist der Verlust von Lebensraum aufgrund des Anbaus von Koka und Marihuana. Außerdem wird die Entwaldung zusätzlich durch die großflächige Ausbringung von Glyphosat verursacht – ein starkes Unkrautvernichtungsmittel, welches von Regierungskräften als Beseitigungsmaßnahme gegen die illegalen Anpflanzungen eingesetzt wird. Andere landwirtschaftliche Entwicklungen wie der Kaffeeanbau und die Viehwirtschaft, aber auch Abbauaktivitäten erzeugen zusätzlichen Druck. Seit dem 17. Jahrhundert wurden 98 Prozent des Waldes im Magdalena Flusstal, welcher eines der Hauptansiedlungsgebiete der Spezies war, gerodet. Die einzigen rechtlich geschützten Gebiete mit einer nennenswerten Anzahl von Tieren sind klein und fragmentiert und wurden privat angekauft, um sie vor Bebauung zu schützen.
Ein fünf Jahrzehnte währender Konflikt zwischen Regierungskräften, Drogenproduzenten und kommunistischen Partisanen hat einige Landstriche in den Bergketten von Santa Marta und San Lucas als Rückzugsort für den Blaulappenkokko bewahrt. Die feindseligen Auseinandersetzungen in diesen Gebieten haben bislang verhindert, dass ihre Entwaldung vorangetrieben wurde. Die Gegend ist nur dünn besiedelt und das Baumkronendach hat sich als nützliche Deckung für die Kämpfer erwiesen.
Elfenbeinspecht
Dies ist der Elfenbeinspecht, Campephilus principalis.
Diese Aufnahme stammt vom 9. und 14. April 1935 und wurde von den Ornithologieprofessoren Arthur Allen und Peter Paul Kellogg der Cornell Universität in einem Waldgebiet namens Singer Tract aufgezeichnet. Seit 1944 wurde keine verifizierte Sichtung des Elfenbeinspechts mehr verzeichnet, d.h. er ist wahrscheinlich ausgestorben, obwohl manche davon ausgehen, dass irgendwo in den sumpfigen Wäldern im Südosten von Nordamerika noch eine kleine Population leben könnte.
Aufgrund seiner spezifischen Nahrungsanforderungen hat der Elfenbeinspecht von Natur aus nur in sehr geringen Populationsdichten existiert, d.h. ein Vogelpaar benötigte ungefähr eine Fläche von 25 Quadratkilometern. Die Art hat sich von Käferlarven ernährt, die in Totholz und faulendem Holz leben – ein vermodernder Baum bot dabei Nahrung für ein Vogelpaar über einige wenige Wochen. Nachdem das Nahrungsangebot im Baum erschöpft war, zogen die Vögel zum nächsten geeigneten Ort weiter. Eine kleine Gruppe von mehreren Paaren benötigte daher zum Überleben mindestens 100 Quadratkilometer von unberührtem, altem Waldbestand.
Eine intensive Abholzung des Gebiets ab dem späten 19. Jahrhundert, die aufgrund der rasanten Urbanisierung und den damit einhergehenden Baumaßnahmen angetrieben wurde, hat das ehemals ausgedehnte Habitat des Elfenbeinspechts fragmentiert und erheblich reduziert. Im frühen 20. Jahrhundert hielt man die Art schon für ausgestorben, was die Nachfrage nach ausgestopften Exemplaren befeuerte.
1924 haben Arthur Allen, der diese Aufnahme miterstellt hatte, und seine Frau Elsa in der Nähe von Taylor Creek ein Vogelpaar gefunden. Ein Taxidermist hörte von dem Fund und erschoss beide Vögel, während sich die beiden kurz von dem Ort entfernt hatten.
1932 gab es Gerüchte über eine beträchtliche Population im Singer Tract, ein etwa 300 Quadratkilometer großer Landstrich entlang des Tensas Flusses, der der Singer Nähmaschinenfirma gehörte. Zu jener Zeit war dies die größte erhaltene unberührte Waldfläche in der Region.
Arthur Allen beschloss mit seinem Kollegen Peter Kellogg in den Singer Tract zu reisen, um den Gerüchten auf die Spur zu gehen. Sie wollten Ton- und Filmaufnahmen des von der Bildfläche verschwundenen Vogels machen. Nach einer dreitägigen Suche im Sumpf hatten sie Erfolg und fanden ein Paar, welches in einem Rot-Ahorn nistete. Der Wagen mit den Aufnahmegeräten wurde von einem Maultier zum Ort transportiert – das Gebiet war für Autos oder Lastwagen zu sumpfig. Tonbandgeräte waren noch nicht erfunden worden. Was nun zu hören ist, wurde zunächst von Allen und Kellogg mithilfe des Movietone-Soundsystems aufgezeichnet. Dabei handelte es sich um eine optische Ton-auf-Film-Methode. Sie beruht auf der Umwandlung von Schwingungen in elektrische Impulse und dann Licht mit variierender Intensität, das auf Kinofilmmaterial aufgezeichnet wurde. Nach der Entwicklung des Films wurde der Prozess umgekehrt, d.h. das Licht wieder in elektrische Impulse verwandelt, die dann wiederum in Ton übertragen wurden.
Ihre Arbeit mit Elfenbeinspechten war eine der ersten Aufzeichnungen von Tierstimmen. Aus ihrer Sammlung von Tieraufnahmen an der Cornell University ging ein Archiv hervor, das heute unter dem Namen Maculay Library bekannt ist. Dieses Archiv ist eine der Quellen für die vielen Vogelstimmen, die in dieser Ausstellung zu hören sind.
1937 verkaufte die Singer Company die Abholzungsrechte für das Land an die Chicago Mill and Lumber Company und die Abholzung begann 1938.
Im April 1944 wurde der letzte Elfenbeinspecht im Singer Tract beobachtet, ein weiblicher Vogel in einem kleinen Areal mit ungeschnittenem Holz, das auf allen Seiten von gerodeten Waldflächen umgeben war. Es war die letzte verifizierte Sichtung des Elfenbeinspechts.
In der Zwischenzeit wurde der Singer Tract größtenteils wiederaufgeforstet und ist nun Teil des Tensas River National Wildlife Refuge. Man hofft auf die Rückkehr des Elfenbeinspechts.
Dodo
Dies ist der Dodo, Raphus cucullatus.
Er ist seit mehr als 300 Jahren ausgestorben.
Auf der Insel Mauritius, wo der Dodo einst heimisch war, lebten bis 1598 keine Menschen. Die einzigen dort früher existierenden Säugetiere waren vier Fledermausarten – die vorherrschenden Landtiere waren Vögel und Reptilien. Einige Vögel, darunter auch der Dodo, hatten nur wenige Fressfeinde und zeigten daher keine Scheu vor Menschen. Für die Neuankömmlinge waren sie trotz ihres seltsamen Geschmacks daher eine willkommene Nahrungsquelle.
Die ersten Besucher auf der Insel bezeichneten die Vögel als ›Walghvogel‹, ›walghe‹ (niederländisch) bedeutet ›fade‹ oder ›kränklich‹. Die Bezeichnung setzte sich jedoch nicht durch und irgendwann wurde der Vogel Dodo genannt, obwohl die Wortherkunft ungeklärt blieb. Einige gingen von der Annahme aus, dass die Bezeichnung sich von ›dodoor‹ ableitet, was so viel heißt wie Faulenzer, es ist jedoch wahrscheinlicher, dass der Ursprung in ›dodaars‹ zu finden ist was sinngemäß ›dickes‹ bzw. ›knorriges Hinterteil‹ bedeutet.
Das Wort Dodo hat in viele Sprachen Eingang gefunden, in denen es unterschiedliche Bedeutungen entfaltet hat wie ›einfältig‹, ›langsam‹ oder ›obsolet‹.
Thomas Herbert beschrieb den Dodo 1634 in seinen Reiseaufzeichnungen ›A relation of some yeares travaile‹:
»Der Vogel ist eher bekannt als Objekt des Staunens denn als Nahrungsquelle; hartgesottene gierige Esser mögen ihn aussuchen, aber Feinschmecker finden ihn ekelhaft und wenig nahrhaft. Sein Gesicht spricht von einer gewissen Melancholie, er scheint der Verletzung gewahr, die ihm die Natur zugefügt hat, indem sie ihn mit einem so großen Körper ausgestattet hat, mit Flügeln so klein und nutzlos, dass sie nur dem Nachweis dienen, dass er tatsächlich ein Vogel ist. Die Hälfte seines Kopfes ist kahl, wie von einem feinen Schleier bedeckt, sein Schnabel nach unten geknickt, in der Mitte die Nasenlöcher von dort bis zur Spitze leicht grün gefärbt und durchzogen von einem blassen Gelb.
Seine kugelrunden Augen sind klein und ähneln Diamanten; bekleidet ist er mit einem flaumigen Gefieder, sein Schwanz besteht aus drei kleinen Federn, kurz und in keinem Verhältnis zum Körper; die Beine entsprechen dem Körper, er kann scharf zugreifen, sein Appetit ist ausgeprägt, er ist geradezu gefräßig. Er kann Steine und Eisen verdauen, das Erscheinungsbild ist besser mit einem Bild als mit Worten zu veranschaulichen.«
Viele frühe Beschreibungen des Dodo sind ähnlich vage und thematisieren vor allem seine Genießbarkeit. Erstaunlicherweise gibt es nur wenige Informationen über das Verhalten oder das Aussehen des Dodo. Physische Überreste sind äußerst rar, bekannt sind nur wenige erhaltene Skelette und ein Kopf.
Die genaueste Darstellung des Dodo hat der bekannte Künstler Ustad Mansur 1625 angefertigt, der am Hof des Mogulherrschers Jahangir angestellt war. Das Gemälde eines lebendigen Exemplars wurde erst 1958 in der Sammlung des Instituts für Orientstudien an der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg entdeckt.
Wie im Falle vieler anderer abgelegener Inseln, ist anzunehmen, dass die Einschleppung von Säugetieren wesentlich war für das Aussterben der Vogelart. Kurz nach der Kolonisation gab es Berichte, dass Ratten sich zur Plage entwickelt hätten und die Eier der Dodos sowie deren Jungvögel fressen würden. Schweine haben wahrscheinlich den Waldboden aufgewühlt, auf dem die Dodos nisteten. Und der Wald selbst wurde für Siedlungen und Landwirtschaft gerodet.
Im späten 17. Jahrhundert, weniger als hundert Jahre nachdem die Insel erstmals von Menschen besiedelt wurde, war die Art ausgerottet. Zu jener Zeit schenkte man diesem Umstand jedoch kaum Aufmerksamkeit und die mangelhafte wissenschaftliche Dokumentation ließ einige Naturforscher sogar daran zweifeln, dass der Vogel jemals existiert hatte.
Kakapo
Dies ist der Kakapo, Strigops habroptila.
Er ist in Neuseeland beheimatet, nachtaktiv, hat grüne Federn, eine rundliche Statur und ist vielleicht einer der weltweit am längsten lebenden Vögel, da er bis zu 95 Jahre alt werden kann.
Vor der Ankunft der Menschen war der Kakapo eine äußerst erfolgreiche Spezies. Er konnte in verschiedensten Klimazonen und Umgebungen überleben und war gut angepasst, um seinem einzigen Fressfeind, dem Adler zu entgehen. Bis der Mensch sich um 1200 ansiedelte, gedieh der Vogel auf beiden neuseeländischen Hauptinseln. Die neuen Siedler jagten den Kakapo als Nahrungsquelle, für Kleidung und Schmuck. Mit der zweiten Welle der Kolonisten verschärfte sich jedoch die bedrohliche Situation für den Vogel nochmals. Indem sie große Areale für die Landwirtschaft und Weideflächen rodeten und Säugetiere wie Hunde, Katzen, Ratten und Wiesel einführten, die Fressfeinde für den Kakapo waren, verkleinerten sie seinen Lebensraum und rotteten ihn beinahe vollständig aus.
In den frühen 1970er Jahren war man sich unsicher, ob der Kakapo noch existierte. Bei Expeditionen in entlegene Gegenden einige Jahre später wurde jedoch eine Population von ungefähr 100 Vögeln entdeckt. 1989 wurde ein Kakapo Recovery Programme ins Leben gerufen und jeder lebende Kakapo erhielt einen Namen. Auf einer Website ist jeder einzelne Vogel mit Angaben zu seiner Abstammung aufgelistet.
Jeder Vogel wird tierärztlich aufwändig betreut. Da sich die wild lebenden Populationen gegenwärtig fast alle auf kleinen, unbewohnten Inseln befinden, müssen kranke Tiere für eine Behandlung auf das Festland geflogen werden. Beispiel für medizinische Maßnahmen sind u.a. ein chirurgischer Eingriff am Schädel eines Kükens mit einem kleinen Loch in seiner Schädeldecke sowie die Behandlung einer respiratorischen Pilzinfektion namens Aspergillosis, die mehrere größere Ausbrüche zur Folge hatte und das Leben zahlreicher Kakapos kostete.
Die Paarung und Jungvogelaufzucht der Kakapos fällt mit der Reifung der Rimu-Früchte zusammen – ein Ereignis, welches nur sporadisch und nur unter ganz bestimmten ökologischen und atmosphärischen Bedingungen stattfindet. Der Sommer 2021/2022 war eine besonders erfolgreiche Brutsaison – schätzungsweise 30 bis 50 Jungvögel kamen zur Population der 201 erwachsenen Vögel hinzu.
In diesen seltenen Brutzeiten, verlassen die männlichen Vögel ihre angestammten Reviere, um auf Hügelkuppen und Bergkämmen einen Lek bzw. eine Balzarena aufzusuchen, wo sie einen eigenen Balzplatz einrichten. Einige Kakapos legen eine Strecke von bis zu 7 Kilometern zurück, um einen dieser gemeinschaftlichen Leks zu erreichen.
Jeder Balzplatz besteht aus einer oder mehreren Vertiefungen oder „Schalen“, die das Männchen in den Boden gräbt. Diese schalenförmigen Vertiefungen werden gerne vor Felsen, Erdhängen oder Baumstämmen angelegt, die den Schall der Rufe reflektieren – die Schalen verstärken dabei die brummenden Balzrufe der männlichen Vögel.
Um Weibchen anzulocken, geben die in ihren Schalen sitzenden Männchen laute, niederfrequente Brummrufe von sich, indem sie ihren Kehlsack aufblasen. Sie beginnen mit leisen Grunzgeräuschen, die mit dem Aufblasen des Kehlsacks an Stärke zunehmen. Nach einer Sequenz von ungefähr 20 Brummrufen erzeugt der Kakapo ein hochfrequentes, metallisch klingendes Zirp-Geräusch. Daraufhin stellt er sich kurz auf, bevor er wieder seinen Kopf senkt, seine Brust aufbläht und eine weitere Brummtonfolge anstimmt. Die Brummtöne können in einer stillen Nacht bis zu einem Kilometer weit gehört werden und der Wind kann sie über 5 Kilometer weitertragen.
Die Männchen brummen im Durchschnitt acht Stunden pro Nacht. Über diesen Zeitraum hinweg erzeugen sie tausende Brummtöne. Das Ganze wiederholt sich Nacht für Nacht für drei oder vier Monate, in denen der Kakapo die Hälfte seines Körpergewichts verlieren kann.
Wenn ein Weibchen dann den Balzplatz eines Männchens betritt, vollführt es eine Schaukelbewegung mit dem Körper und macht mit seinem Schnabel Klickgeräusche. Dann dreht es dem Weibchen seinen Rücken zu, spreizt seine Flügel und geht rückwärts auf es zu. Daraufhin versucht der Kakapo die Kopulation zu vollziehen, die 2 bis 14 Minuten dauern kann.
Sobald sich die Vögel verpaart haben, kehrt das Weibchen in sein Revier zurück, wo es die Eier legt und die Jungvögel allein aufzieht. Das Männchen verharrt in seiner Schale und gibt in der Hoffnung noch ein Weibchen anzulocken, weiterhin seine Brummtöne von sich.
Nonnenkranich
Dies ist der Nonnenkranich, Leucogeranus leucogeranus.
In den Ritualen der Jakutenstämme und der Jukagiren und anderer sibirischer Volksgruppen, nutzen die Schamanen und Schamaninnen den Geist dieser schönen und als heilig verehrten Vögel. Sie werden mit der oberen Welt der Himmelswesen in Verbindung gebracht, sie symbolisieren Weiblichkeit und ein saisonales Gleichgewicht und gelten als segenbringend.
Der Nonnenkranich ist ein Zugvogel, der die Sommer in der arktischen Tundra im hohen Norden des eurasischen Kontinents verbringt und die Winter 600 Kilometer weiter südlich. In der Vergangenheit gab es drei unabhängige Kolonien – die westliche, zentralsibirische und östliche Population –, wobei die östliche Population mit schätzungsweise 3.000 Vögeln die bei weitem größte ist. Die westlichen und zentralsibirischen Populationen teilen sich im Sommer ihren Lebensraum und auch Teile ihrer Zugroute, aber im Winter trennen sich ihre Wege. Die zentralasiatische Population, deren Zugroute um den Himalaja herumführt, ist seit 2002 ausgestorben. Die westliche Gruppe, die nach Jahren des Rückgangs nun fast ausgestorben ist, besteht nur noch aus einem einzigen männlichen Vogel, der seit zehn Jahren allein lebt und im Winter an die Südküste des Kaspischen Meeres fliegt.
In den sommerlichen Verbreitungsgebieten gibt es keine maßgeblichen Bedrohungen für die Vögel. Sibirien verfügt über riesige Flächen, die sich als Bruthabitat eignen und die Verehrung des Vogels hat ihn vor der Bejagung bewahrt. Während des langen Zugs und den Zwischenstopps, sind die westliche aber auch die zentralsibirische Population gleich von mehreren Gefahren bedroht: Jagd durch Menschen, industrielle Umweltverschmutzung, Ölpest und intensive Landwirtschaft. Überdies haben die sinkenden Pegel des Kaspischen Meeres tiefgreifende Auswirkungen auf die Vogelwelt im Wolga-Delta. Der zunehmende Tourismus, urbane Entwicklung und Probleme mit dem Wassermanagement üben in den Winterquartieren einen zusätzlichen Druck auf die beiden Vogelpopulationen aus. Die östliche Population ist während des Zugs ebenso mit vielfachen Bedrohungen konfrontiert, darunter die Errichtung von Öl- und Gaspipelines, Wasserkraftwerken, Hochleitungstrassen, dem Bau von Straßen und Schienennetztrassen, sowie Wasserregulierung und -verteilung. Diese Gruppe überwintert am Poyang-See und dem ihn umgebenden Becken, welches teilweise geschützt ist.
Der Bau des Drei-Schluchten-Dammes am Jangtsekiang hat die flacheren Bereiche des Sees in Seegraswiesen verwandelt, wodurch der Lebensraum des Kranichs kleiner geworden ist. Dies macht sie gegenüber anderen Bedrohungen besonders verletzlich.
Ein extra eingerichtetes Zuchtprogramm in Gefangenschaft hat einige Erfolge erzielt. Eine Rückführung dieser Vögel in die ausgestorbene westliche und die zentralsibirische Population ist jedoch problematisch, da der lange und sehr komplexe Zug von den Vögeln irgendwie erlernt werden muss.
Im Rahmen eines kurzlebigen Projekts wurde in Gefangenschaft aufgezogenen Nonnenkranichen die Zugroute vermittelt, indem man sie nach dem Schlüpfen auf ein Ultraleichtflugzeug prägte und sie nach dem Flüggewerden mit der Hilfe eines Piloten anführte. Dies war bereits mit Schreikranichen (Grus americana) in Nordamerika versucht worden.
2012 hatte sich Wladimir Putin bei diesem Projekt in einer medienwirksamen PR-Aktion gezeigt. Mit Schutzbrille und einem weißen Overall bekleidet steuerte er ein Flugzeug, dem eine Reihe von jungen Nonnenkranichen hinterherflog. Tatsächlich wurden die jungen Kraniche kurz darauf in ein anderes Flugzeug verladen und zu ihrem Geburtsort zurückgebracht, da es keinen zweiten Piloten gab, der sie auf dem Rest ihrer Reise in den Süden hätte begleiten können. Im darauffolgenden Jahr wurden dem Projekt die finanziellen Mittel entzogen. Auch das Experiment mit Schreikranichen wurde 2016 eingestellt, da sich herausgestellt hatte, dass die auf das Flugzeug geprägten Vögel in ihrem Sozialverhalten gestört waren und kein erfolgreiches Brutverhalten an den Tag legten.
Warzenhonigfresser
Dies ist der Warzenhonigfresser, Anthochaera phrygia.
Warzenhonigfresser gedeihen in einer hohen Populationsdichte. Man geht davon aus, dass sie in großen und dichten Schwärmen die Verteidigung gegen Fressfeinde besser organisieren können. Außerdem sind offenbar die Partnersuche und die Aufzucht der Jungvögel dadurch leichter.
Diese Vogelart ist daher äußerst empfindlich gegenüber Störungen ihrer Population.
Seit den 1960er Jahren ist ihre Zahl dramatisch zurückgegangen. Der Warzenhonigfresser galt früher als weitverbreitet und konnte sogar in den Vorstadtgärten großer Metropolen beobachtet werden. Aber seit 2019 gibt es nur noch 400 freilebende Exemplare, größtenteils im Tal des Hunter Flusses in Australien.
Der Warzenhonigfresser ist auf den Nektar von zwei Eukalyptusarten angewiesen – den Yellow-Box-Eukalyptus (Eucalyptus melliodora) und den Mugga-Eukalyptus (Eucalyptus sideroxylon) – die in Jahren mit einem unterdurchschnittlichen Niederschlag nicht blühen oder nur spärlich blühen. Die globale Erwärmung hat im Lebensraum dieses Vogels in den vergangenen 20 Jahren immer wieder zu Dürren geführt, wodurch das Nektarangebot stark zurückgegangen ist. Außerdem wurde das Habitat dieses Vogels für Landwirtschaft und Bauprojekte extensiv gerodet, was eine Fragmentierung seiner Population und zusätzlichen Überlebensdruck auf diesen kleinen und charmanten Vogel zur Folge hatte. Einige einheimische und eingeführte Arten wie der Weißstirn-Schwatzvogel (Manorina melanocephala) und der Haussperling (Passer domesticus) – die sich besser an die veränderten Umweltbedingungen anpassen konnten – konkurrieren offensichtlich stark mit dem Warzenhonigfresser um Nahrung und Revier.
Ein Zuchtprogramm in Gefangenschaft hat einen gewissen Erfolg gezeigt. Ausgesetzte in Gefangenschaft gezüchtete Vögel haben sich offenbar wilden Schwärmen angeschlossen und überleben, um Nachkommen hervorzubringen.
Die langfristige Überlebensquote dieser Tiere liegt bei 63 Prozent, allerdings ist im Rahmen einer 2021 veröffentlichten Studie eine Methode zur Verbesserung dieser Quote dargestellt worden, bei der die Aufzucht der Jungvögel in einer Umgebung erfolgt, in der sie vielfältigen Gesängen anderer Vogelarten und auch ihrer eigenen Spezies ausgesetzt sind. Die Vogelstimmen können über Lautsprecher abgespielt werden bzw. die Jungvögel können auch einfach in der Nähe der Vogelhäuser der erwachsenen Tiere gehalten werden. Man geht davon aus, dass Warzenhonigfresser als hochsoziale Spezies sich mit der Beherrschung komplexer Gesänge besser in den Schwarm integrieren und damit überleben können.
2021 wurden Pläne für den Bau der »weltweit größten an das Netz angeschlossenen Batterie« und von 3.500 neuen Häusern und Gewerbeimmobilien im Wirtschaftsraum von Hunter vorgestellt – ein bewaldetes Areal im Hunter-Valley, welches sich in Privatbesitz befindet und einer der Hauptrückzugsorte des Honigwarzenfressers ist. Sollte dieses Projekt realisiert werden, würde das letzte verbleibende Habitat des Honigwarzenfressers zerstört werden.
Schwarze Strandammer
Dies ist die Schwarze Strandammer, Ammodramus maritimus nigrescens.
Der letzte Vogel dieser Art starb am 17. Juni 1987.
Er wurde ›Orange Band‹ genannt und hatte von der Mitte bis in die späten 1970er Jahre in den feuchten Salzmarschen von Merritt Island und der St Johns River Region gebrütet. Während er dort brütete, war die Spezies bereits äußerst rar.
Merritt Island war ab 1949 für Flugzeugeinsätze genutzt worden, 1962 begann die NASA große Teile davon zu kaufen, um dort die wichtigste Raketenabschussrampe für die bemannte Raumfahrt aufzubauen. Der Ort sollte später als Kennedy Space Center bekannt werden.
Der Bau des Raumfahrtzentrums auf Merritt Island ging rasch voran. Die Schwarze Salzwiesenmücke (Aedes taeniorhynchus) stellte jedoch ein großes Problem dar. Die Moskitos formten zu Beginn der Regenzeit riesige, dichte Schwärme und attackierten ihre menschliche Beute mit einer Anzahl von 500 Stichen pro Minute. Die Moskitos hatten die Insel im Grunde über tausend Jahre vor einer Besiedelung geschützt, der zügige Bau des Raumfahrtzentrums wurde jedoch damals als unumgänglich betrachtet. Um die Salzmarschen herum wurden Dämme errichtet, um Staubecken zu formen, die sich mit Süßwasser füllen würden. Diese Staubecken verwandelten die Salzmarschen der Insel in Süßwasserfeuchtwiesen. Innerhalb nur weniger Jahre war ein großer Teil des Habitats der Moskitos und der Schwarzen Strandammer zerstört.
Auf dem Festland waren überdies die letzten Sumpfflächen durch den Bau einer 85 Kilometer langen Schnellstraße bedroht, die die Küste mit einer großen Stadt verbinden sollte.
Orange Band wurde mit 3 weiteren übrig gebliebenen Exemplaren seiner Spezies 1983 eingefangen und nach Discovery Island, Teil des Walt Disney World Resort, gebracht, um dort in einem Kreuzzuchtprojekt eingesetzt zu werden. Man hoffte die Spezies zu retten, indem man sie mit einer verwandten Art verpaarte, da alle noch lebenden Schwarzen Strandammern männlich waren. Die Tiere starben jedoch nach und nach. Sein letztes Lebensjahr verbrachte Orange Band bis zu seinem Tod 1987 dort allein. Er war auf einem Auge erblindet und für eine Ammer bereits extrem alt. Er hat mindestens 9, vielleicht sogar 13 Jahre gelebt.
Das Kreuzzuchtprojekt wurde schließlich abgebrochen und alle Vogelhybriden starben, ohne jemals Nachkommen gezeugt zu haben. Discovery Island wurde 1999 geschlossen und ist nun verlassen, es gibt keine neuen Pläne für eine Neubebauung.
Akohekohe
Dies ist der Haubenkleidervogel oder Akohekohe, Palmeria dolei.
Dieser Vogel war einst auf den hawaiischen Vulkaninseln Maui und Molokaʻi im Nordpazifik weit verbreitet, ist aber seit der menschlichen Besiedelung dieser Region massiv in seinem Bestand zurückgegangen. Um 900 n.u.Z. begannen Siedler das Land zu roden, um Flächen für den Ackerbau zu gewinnen. Sie brachten standortfremde Tierarten mit sich, die sich nachteilig auf die Umwelt auswirkten, da es hier zuvor keine landlebenden Säugetiere gegeben hatte.
Im 19. Jahrhundert wurden die Inseln Zentrum eines wachsenden Handels, und eine Anlaufstelle für Schiffe, die zwischen Asien und Nordamerika unterwegs waren. Zuckerplantagen dominierten das Landschaftsbild und trieben die industrielle Entwicklung voran.
1826 legte ein Schiff im Hafen Lahaina an, das einige Exemplare der Südlichen Hausmücke (Culex quinquefasciatus), als blinde Passagiere an Bord hatte, die sich im warmen Klima der Region schnell ausbreiteten. Diese winzigen Insekten – und auch die Krankheiten, die sie übertrugen wie Vogelpocken und Vogelmalaria – zerstörten die außergewöhnlich vielfältige Vogelpopulation der Inseln. Seit seiner Entstehung waren die Ökosysteme der Region hochisoliert, so dass die Vögel praktisch keinerlei Immunität gegen diese Krankheiten besaßen.
Der gewaltige Schildvulkan Haleakala in der Mitte von Maui bietet mit seinem 3000 Meter hohen Gipfel einen gewissen Schutz vor Moskitos, die über einer Höhe von 1400 Meter – der so genannten Moskitogrenze – nicht mehr brüten können. Einheimische Vögel der Tiefebene sind unterhalb dieser Höhenlinie größtenteils verschwunden. Der Akohekohe musste in höher gelegene Regionen ausweichen. 2019 gab es vermutlich nur noch 1.000 verbliebene Exemplare auf den oberen Hängen des Haleakala.
Auf Molokaʻi befindet sich die höchste Erhebung nur 100 Meter über der für das Überleben der Moskitos relevanten Höhenlinie. Die letzte Sichtung des Akohekohe ist für 1907 verzeichnet.
In den vergangenen Jahren wurde beobachtet, dass die Moskitos nun auch in höheren Lagen des Haleakala brüten können, da auch diese Region von der globalen Erwärmung betroffen ist.
Der Legende nach lebte die mächtige Göttin Hina in den Gebirgsausläufern des Haleakala. Aber die Tage waren zu kurz, um ihre Arbeit zu Ende zu bringen, daher fing ihr Sohn Maui die Sonne mit einem Lasso ein und verlangsamte damit ihre Wanderung über den Himmel, um mehr Zeit zu gewinnen.
In den alten Mythen wird auch von einer Frau namens Pele erzählt, die auf den Hängen des Haleakala gegen ihre Schwester zum Kampf angetreten sein soll. In dem erbitterten Kampf rissen sie sich gegenseitig in Stücke und ihr Fleisch und ihre Knochen wurden über den Berghang verstreut. Peles Geist verwandelte sich in die Göttin des Feuers und der Vulkane und ihre Schwester Namaka wurde die Göttin des Meeres. Ihr Konflikt blieb für immer ungelöst.
Der Akohekohe ist eine große Spezies des Naschvogels, er besitzt ein größtenteils schwarzes Gefieder, welches von orangeroten und silbergrauen Einsprengseln durchzogen ist. Im Nacken hat er einen etwas ungleichmäßigen orangeroten Fleck sowie einen orangenen Augenring und einen kurzen Hinteraugenstrich. Auf seiner Stirn trägt er einen charakteristischen nach vorne gelockten, weißen Kamm. Seine Nahrung besteht vorwiegend aus dem Nektar des Ohiabaumes, der auf Maui zu den am häufigsten vorkommenden Pflanzenarten zählt und je nach Standort als Baum oder auch Strauch wächst.
Aber auch der Ohiabaum selbst ist nun bedroht. 2014 wurde eine neue Pilzkrankheit festgestellt, die das Absterben der Bäume, den so genannten ›Rapid ʻŌhiʻa Death‹ verursacht. Der Ursprung des Pilzes ist unbekannt, aber man geht davon aus, dass Touristen ihn über ihre Wanderschuhe eingeschleppt haben. Infizierte Bäume werden braun und sterben in nur wenigen Wochen ab. Der ›Rapid ʻŌhiʻa Death‹ wurde zunächst nur auf Insel Hawaii entdeckt, 2018 jedoch auch auf Kauai. Im Juli 2019 hatte der Pilz dann Bäume auf Oahu befallen und einen Monat später wurde er auch erstmals auf Maui festgestellt. Die Pilzkrankheit hat das Potenzial die Wälder auf diesen Inseln, wo der Ohiabaum 80 Prozent der Flora ausmacht, weitgehend zu zerstören.
Außerdem ist die Hauptnahrungsquelle des Akohekohe damit in Gefahr.
Java-Buschelster und Gelbscheitelbülbül
Dies ist die Java-Buschelster, Cissa thalassina.
Die größte Bedrohung für diesen auffälligen Vogel ist der illegale Fang durch den Menschen. Seit den späten 1990er Jahren wurde ein Rückgang des Bestands um schätzungsweise 90 Prozent beobachtet, d.h. sein Lebensraum ist nun stark fragmentiert, so dass nur noch einige sehr kleine Gruppen mit weniger als 50 Exemplaren in der freien Natur erhalten sind. Obwohl die Art schon so stark dezimiert ist, wird sie von Vogelfängern aufgrund des enorm hohen Wertes der Vögel immer noch gelegentlich auf Märkten zum Verkauf angeboten.
Ein Großteil der weltweiten Population von Java-Buschelstern lebt in Gefangenschaft, entweder in privaten Sammlungen oder als Teil von in Gefangenschaft durchgeführten Zuchtprogrammen.
Die Java-Buschelster wird als Käfigvogel sehr geschätzt. Das Halten von Vögeln hat in der Region eine bedeutende Tradition. Die Vogelhaltung und eine Verschönerung des Zuhauses gelten als Statussymbole. Auf den Märkten in den größeren Städten können bis zu 200 verschiedene Vogelarten gekauft werden, darunter auch bedrohte Arten, obwohl ihr Verkauf verboten ist.
Die Menschen bezahlen hohe Summen, um Vögel mit einem besonders fein ausgeprägten Gesangsvermögen zu bekommen. Die in der freien Natur gefangenen Vögel sollen angeblich lauter und aggressiver singen und ein breiteres Repertoire als in Gefangenschaft gezüchtete Vögel haben.
Singvogelwettbewerbe sind ausgesprochen populär. Bei solchen Wettbewerben werden die Vögel in ihren Käfigen in einem großen, halb geschlossenen Zelt im freien Raum aufgehängt. Sie werden dabei in einer bestimmten Distanz positioniert, die ein Revierverhalten fördert, dann beginnen sie ihr Revier mit komplexen Gesängen zu verkünden und verteidigen, wobei ihre Besitzer sie von der Seite mit lautem Rufen und Pfeifen anspornen. Ein Preisrichter bewegt sich durch die Kakophonie und notiert sich Details zu Klangfarbe, Lautstärke und Leistung der Vögel. Der Besitzer des Siegervogels erhält einen Geldpreis.
Recherchen haben einen Zusammenhang dieser Wettbewerbe mit der Finanzkrise in Asien 1997 festgestellt, da Unternehmer offenbar nach einer neuen lukrativen Nutzung der Tradition der Vogelhaltung gesucht haben.
Die Popularität dieser Wettbewerbe ist seither massiv angestiegen und zu einer Art Volkssport geworden. Es ist bekannt, dass sie den Niedergang der Singvögel in dieser Region verursachen und es gibt Versuche, die Wettbewerbe auf in Gefangenschaft gezüchtete Vögel zu begrenzen; tatsächlich wird diese Regel häufig nicht befolgt. In der freien Natur gefangene Vögel sind im Wettbewerb schlichtweg überlegen und es ist leicht Zuchtdokumente zu fälschen. Man geht davon aus, dass schätzungsweise 20 Prozent der Singvögel in Wettbewerben in der freien Natur gefangen wurden.
Eine andere Spezies, die als Singvogel geschätzt wird, ist der Gelbscheitelbülbül, Pycnonotus zeylanicus.
Einst in der Region weit verbreitet ist seine Anzahl in den vergangenen 15 Jahren um ca. 80 Prozent zurückgegangen, was der Zunahme der Haltung von Vögeln und Singvögelwettbewerben entspricht.
Der normalerweise in Feuchtgebieten um Flüsse, Wasserläufe und Sümpfe beheimatete Gelbscheitelbülbül kann auch in nicht mehr ruhigen Waldbezirken und Vorstadtgärten überleben und es gibt sogar eine kleine Population nur 2 Kilometer von einem großen Flughafen entfernt. Er begegnet Menschen jedoch ohne Scheu und hält sich an leicht zugänglichen Stellen auf, was ihn für Vogelfänger zur leichten Beute macht.
Wie auch bei der Java-Buschelster ist es die Schönheit seines Gesangs, der die Nachfrage befeuert. Er gehört zu den wertvollsten Singvögeln, es werden bis zu 1.000 $ pro Vogel bezahlt, wobei sich dieser Preis von Jahr zu Jahr erhöht, da Exemplare aus der freien Natur immer schwerer zu bekommen sind.
Einer Schätzung zufolge bestand die in freier Natur lebende Population 2018 aus 600 bis 1.700 Exemplaren. In vielen Gebieten, in denen er einst weit verbreitet war, gilt er bereits ausgestorben. Aufgrund fehlender Gesetze zu seinem Schutz und einem nur geringen Anreiz den Fang dieser kostbaren Vögel zu beenden, wird sich der Niedergang dieser Spezies fortsetzen. Bereits in naher Zukunft wird er in weiteren Gebieten ausgerottet sein.
Weidenammer
Dies ist die Weidenammer, Emberiza aureola.
Es ist ein kleiner sperlingsartiger Zugvogel dessen Verbreitungsgebiet zwei Kontinente überspannt.
Die Weidenammer war einst für ihre häufiges Vorkommen und ihr Schwarmverhalten an wichtigen Zugplätzen bekannt, aber in jüngster Zeit ist ihre Population plötzlich dramatisch zurückgegangen und sie gilt nun als stark gefährdet. In großen Teilen ihres früheren Verbreitungsgebietes ist sie bereits ausgestorben.
Der abrupte und anhaltende Niedergang dieser Spezies ist sicherlich durch den übermäßigen Fang zu erklären, insbesondere in den Überwinterungsquartieren. Außerhalb der Brutzeit kommen fragmentierte Gruppen in diesen Gebieten zusammen, was zumindest zeitweise den Eindruck vermitteln kann, dass es eine große Population gibt.
In einer Region, in der der Vogel als exklusives Genussmittel geschätzt wird, werden die in Gruppen schlafenden Vögel aufgeschreckt und dann mit Japannetzen gefangen. Anschließend werden sie getötet, gerupft, in Plastiktüten verpackt, eingefroren und massenhaft zu den großen Märkten transportiert. Obwohl es in dieser Region seit 1997 ein Fangverbot gibt, wurden 2008 auf einem kulinarischen Festival auf nur einem einzigen Markt, an einem Tag schätzungsweise 10.000 Vögel verkauft. Der Verzehr der Weidenammer soll die Ausdauer stärken und weitere medizinische Vorteile haben. Die Restaurantbesitzer sind sich der rechtlichen Lage sehr wohl bewusst, einige von ihnen servieren diesen Vogel daher heimlich.
Die Praxis des Vogelfangs in dieser Region hat stark zugenommen, da größerer Wohlstand die Nachfrage antreibt. Der Fang der Weidenammer findet nun eher im Verborgenen statt und ist zudem raffinierter geworden, so werden die Vögel beispielsweise durch Geräusche auf einer bestimmten Frequenz angelockt, die für den Menschen nicht wahrnehmbar sind.
Da die Weidenammer sich im Winter gerne in Reisfeldern aufhält, verdienen einige Reisbauern ihren Lebensunterhalt nicht länger mit der Reisernte, sondern fangen die Vögel und verkaufen sie. Damit verdienen sie zwanzig Mal so viel pro Saison.
Neben dem Fang für den Verzehr, werden die männlichen Vögel auch ausgestopft und als Maskottchen und Dekorationsobjekt für das häusliche Umfeld verkauft, da es Glück bringen soll. Außerdem kaufen Anhänger von Tempeln häufig lebendige Käfigtiere, um sie im Rahmen einer religiösen Zeremonie freizulassen und sich oder geliebte Menschen somit vor Unglück zu bewahren. Leider sterben sehr viele dieser freigelassenen Vögel oder werden wieder eingefangen, da ihre Flügel, durch die in Gefangenschaft verbrachte Zeit geschwächt sind.
Einige Tempel raten mit der Begründung, dass das Leiden der Tiere sich nicht mit den religiösen Überzeugungen vertrage, von diesen Freilassungen ab. Wiederum andere Tempel fördern das Ritual mit dem Versprechen, dass es Glück bringe und die Praxis wird fortgeführt.
Im November 2016 wurde auf einer Konferenz mit fünfzig Experten aus zehn Ländern der Schutzstatus der Spezies diskutiert und im Rahmen eines internationalen Aktionsplans Erhaltungsmaßnahmen vereinbart. Der Umgang mit dem Problem des illegalen Vogelfangs stand dabei im Mittelpunkt der Gespräche. Es wurden vorrangige Maßnahmen beschlossen wie eine Stärkung des gesetzlichen Schutzes und eine Erhöhung der Strafen für Personen, die in den Fang der Vögel, ihren Verkauf als Genussmittel, Maskottchen oder für religiöse Freilassungszeremonien involviert sind.
Es wird jedoch befürchtet, dass diese Maßnahmen für die Weidenammer zu spät kommen. Seit 2006 ist ihre Population um mehr als 95 Prozent zurückgegangen, eine Entwicklung, die nicht aufhaltbar scheint – trotz des gesetzlich geschützten Status des Vogels, seiner Seltenheit und der gestiegenen Kosten. Um diese Spezies vor dem Aussterben zu retten, ist ein sofortiger und tiefgreifender Wandel der kulturellen Praktiken nötig.
Tristan-Albatros
Dies ist der Tristan-Albatros, Diomedea dabbenena.
Von den 22 bekannten Arten des Albatros gehört der Tristan-Albatros zu den sieben Arten der so genannten ›Großen Albatrosse‹ aus der Gattung Diomedea, die im Südatlantik beheimatet sind. Der Tristan-Albatros ist einer der größten existierenden Vögel mit einer Flügelspanne von mehr als drei Metern und einer Größe von etwas mehr als einem Meter.
Sein Verbreitungsgebiet umfasst 14 Mio. Quadratkilometer, allerdings kommt er alle zwei Jahre mit seinen Artgenossen auf der winzigen und entlegenen Insel Gough im Südatlantik zusammen, um zu brüten.
Auf der Gough-Insel finden die Albatrosse durch komplexe Rituale, Rufe und Balztänze einen Partner, mit dem sie eine enge und monogame Beziehung eingehen. Flügge Jungvögel beginnen diese Form des Bonding im Alter von drei Jahren einzuüben, wobei sie diese Verhaltensmuster von Natur aus zeigen, diese sind jedoch zunächst oberflächlich ausgebildet, bis sie durch Beobachtung und Ausprobieren schließlich einige Jahre später eine eigene einzigartige Form des Ausdrucks entwickelt haben und eine monogame Beziehung eingehen.
Während der langen Aufenthalte auf dem Meer kann der Tristan-Albatros aufgrund bestimmter morphologischer Anpassungen große Distanzen überwinden, dabei spielt vor allem eine Sehne in den Flügeln eine wichtige Rolle, die den Flügel ohne zusätzlich erforderliche Muskelkraft beim Fliegen fixiert, wenn er ausgestreckt ist. Der Albatros gleitet somit praktisch mühelos und nutzt die Technik des dynamischen Segelflugs zwischen Luftschichten, um Hunderte von Kilometern zu fliegen, ohne mit den Flügeln zu schlagen. Studien haben ergeben, dass die Herzfrequenz des Albatros im Segelflug kaum höher ist als im Ruhezustand.
Segler an Bord der Schiffe von Kolonisten und Händlern, die den Südatlantik ab dem späten 18. Jahrhundert überquerten, kehrten mit fantastischen Geschichten über die großen Albatrosse nach Europa zurück. Ihre Größe, ihre Fähigkeit große Distanzen zu überwinden und ihre offenkundige Affinität für die unerbittlichen Winde in dieser Region flößten den Seeleuten Ehrfurcht, Respekt und auch Angst ein.
›Die Ballade vom alten Seemann‹, die Samuel Taylor Coleridge 1798 verfasst hat, soll auf diesen Erzählungen basieren. Sie handelt von einem Seemann, der auf dem Meer einen Albatros erschießt und sich damit den Zorn der Geister des Meeres auf sich zieht.
Eisige Winde aus dem Süden suchen das Schiff heim und die Matrosen der Mannschaft sterben einer nach dem anderen auf rätselhafte Weise. Der verzweifelte Seemann trägt den schweren, leblosen Albatros um seinen Hals, um den Geistern sein Bedauern zu demonstrieren, aber es ist vergeblich. Seine Schiffskameraden sind alle tot. Vollkommen allein und ohne Hoffnung beginnt der Seemann die Lebewesen des Meeres unter ihm wahrzunehmen. Die seltsamen, schleimigen Kreaturen, die er einst verabscheut hat, erscheinen ihm in seiner Einsamkeit plötzlich wunderbar. Während seine Ehrerbietung gegenüber diesen Wesen zunimmt, fällt er in einen Trancezustand. Der Albatros gleitet von seinem Hals herunter und die Geister geleiten sein Schiff in den Heimathafen. Allerdings ist er dazu verurteilt, die Geschichte sein ganzes Leben hindurch immer und immer wieder erzählen zu müssen. Die Schuld, die er durch die Tötung des Albatros auf sich geladen hatte, sollte nie wieder verlöschen.
Es gibt nur noch weniger als 5.000 erwachsene Tristan-Albatrosse und ihre Zahl geht rapide zurück. Man geht davon aus, dass die Spezies innerhalb von drei Generationen bzw. 86 Jahren ausgestorben sein wird und hat sie deshalb als stark vom Aussterben bedroht klassifiziert.
Eine ernsthafte Bedrohung für den Vogel ist die gewöhnliche Hausmaus auf der Gough-Insel. Sie wurden im 19. Jahrhundert versehentlich eingeschleppt und haben gelernt, die Jungvögel auf der Insel zu erjagen. In der Folge sind die dort lebenden Mäuse mittlerweile 50 Prozent größer als gewöhnlich. In einem durchschnittlichen Jahr schafft es nur eines von zehn Albatrosküken zu überleben und flügge zu werden.
Im südlichen Winterhalbjahr hat man 2021 im Rahmen des Gough Island Restoration Programme mit der Ausrottung der Mäuse begonnen. Helikopter haben dafür Millionen von Pellets, die das Nagergift Brodifacoum enthalten, auf dem kompletten Terrain der Insel ausgestreut, um auch die letzte Maus noch zu erwischen. Die Mitarbeiter des Projekts, die Ausrüstung, die Köder und Helikopter sind per Schiff 2.800 Kilometer vom südlichen Afrika angereist – eine logistisch höchst komplexe Maßnahme. Sollte das Projekt Erfolg haben, hätte die Population des Tristan-Albatros auf der Gough-Insel vielleicht eine Chance, sich langsam zu erholen.
Bartgeier
Dies ist der Bartgeier, Gypaetus barbatus.
Der Bartgeier ist ein relativ stiller Vogel, der nur gelegentlich ein schwaches Pfeifen als Stimmfühlungslaut von sich gibt, oder einen schrilleren Ruf während des Balzspiels.
Er hat eine Körperlänge von bis zu 1,25 Meter und eine Flügelspanne von 2,8 Metern. Mit den schwarzen Federn, die von den Augen bis unter den Schnabel reichen und von dort in einem büschelartigen Bart herabhängen, ist er im Prinzip unverwechselbar. Die Augen sind von einem roten Ring umgeben, außerdem besitzt er einen langen und keilförmigen Schwanz. Sein Hals ist von Federn bedeckt, was für Geier unüblich ist. Kopf, Hals und Körper sind von Natur aus weiß, allerdings hat man beobachtet, dass der Bartgeier in Erde oder schlammigem Wasser badet, um sein Federkleid einzufärben. Ein intensives Rostrot – von eisenreicher Erde – ist offenkundig seine bevorzugte Farbe. Es sind die einzigen Vögel, die ein solches Verhalten an den Tag legen, die Gründe dafür sind unbekannt, aber es gibt die Vermutung, dass das Eisenoxid in der Erde antibakteriell wirken könnte. Vielleicht wird damit aber auch sein Status angezeigt, da ältere Exemplare des Bartgeiers im Allgemeinen eine stärkere Einfärbung aufweisen als jüngere Vögel.
Bartgeier sind die einzigen bekannten Wirbeltiere, deren Nahrung beinahe ausschließlich aus Knochen besteht – bis zu 90 Prozent ihrer Kalorienaufnahme. Sie haben eine Vorliebe für bis zu mehrere Monate alte und trockene Knochen von Extremitäten und Rippen, die aber auch in frischem Zustand verdaut werden können. Kleinere Knochen werden als Ganzes gefressen, während sie größere Knochen entweder mit ihrem starken Schnabel zerschmettern oder von einer Höhe von bis zu 150 Metern fallen lassen, um sie in geeignete Stücke aufzubrechen. Diese Knochenfragmente werden dann im Magen von einer hochkonzentrierten Säure zersetzt. Andere Aasfresser müssen mit schnell fressenden Insekten und Bakterien konkurrieren, der Bartgeier kann jedoch nach dem Tod eines Tieres viele Male zu dem Kadaver zurückkehren, daher wird das Aas praktisch komplett verwertet.
Sie jagen nur selten, eine Ausnahme ist jedoch ihre Vorliebe für Schildkröten, die sie manchmal fangen und aus großer Höhe fallen lassen, um so deren Panzer auf dem harten Fels zerschellen zu lassen. Es heißt, dass Aischylos, der Dichter der griechischen Antike, durch eine herabstürzende Schildkröte getötet wurde, die ein Bartgeier hatte fallen lassen, weil er seine Glatze für einen Stein gehalten hatte.
Zu Aischylos Zeiten war der Bartgeier, oder ›Knochenbrecher‹ einer der wenigen Vögel, deren Rufe und Flugverhalten genutzt wurden, um göttliche Botschaften zu entschlüsseln.
Im frühen 19. Jahrhundert war der Bartgeier in der Heimat von Aischylos schon ausgestorben. Er wurde von Bergbewohnern fälschlicherweise stark dämonisiert – man behauptete, dass er Nutztiere und kleine Kinder erbeuten würde – und daher bewusst abgeschossen oder vergiftet. In einigen Regionen gab es sogar eine Prämie für jeden erlegten Vogel. Der einst in den südlichen Bergregionen Europas weit verbreitete Bartgeier ist aus den Alpen und den Karpaten vollständig verschwunden, lediglich in den Pyrenäen gab es im frühen 20. Jahrhundert noch eine Population.
1986 wurde ein Wiederansiedelungsprojekt mit in Gefangenschaft gezüchteten Vögeln ins Leben gerufen und bis 2015 waren 204 Bartgeier in den Alpen ausgesetzt worden und 148 wilde Jungvögel von in Gefangenschaft geborenen Elternvögeln aufgezogen worden. Seine gesamte Anzahl nimmt jedoch weiterhin ab, dafür verantwortlich sind u.a. Kollisionen mit Stromleitungen und Windturbinen, ein mangelndes Angebot an Knochen aufgrund veränderter landwirtschaftlicher Praktiken und die unbeabsichtigte Vergiftung durch tierärztliche Arzneimittel wie Diclofenac und Antibiotika
Aufgrund seiner niedrigen Reproduktionsrate ist der Bartgeier besonders gefährdet. Studien haben nahegelegt, dass auch mit nur einer geringfügigen, aber anhaltenden von Menschen verursachten Mortalität, das Aussterben der Art innerhalb einiger Jahrzehnte unvermeidlich ist. Angesichts der bereits sehr niedrigen Populationsdichte und dem in seinem Lebensraum sehr fragmentierten Vorkommen des Vogels bleibt die Zukunft des Bartgeiers mehr als ungewiss.
Papageitaucher
Dies ist der Papageitaucher, Fratercula arctica.
Die Populationen der Papageitaucher verzeichnen in Island, aber auch in vielen ihrer atlantischen Habitate einen dramatischen Rückgang, vor allem seit den 2000er Jahren. Auf den britischen Inseln ist ihre Zahl in den vergangenen 5 Jahren um 42 Prozent zurückgegangen. Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist der Einbruch ihres Nahrungsangebots, was wiederum mit einem Anstieg der Temperatur der Meeresoberfläche zu tun hat.
So ändert sich beispielsweise das Klima des Beringmeers rapide. In den letzten Jahren ist das Meereis, welches sich im Winter nach Süden ausdehnt, erheblich weniger und sehr dünn geworden. Dieser Umstand hat Folgen für alle möglichen Lebewesen, vom Plankton bis zu riesigen Walrossen.
Die Eisdecken erzeugen Schichten aus extrem kaltem Wasser, die sich am Boden des Beringmeeres bilden. Alaska-Seelachs, Kabeljau und andere Fische bilden an den Rändern dieser Kaltwasserbecken große Schwärme und sind somit ein ideales Jagdrevier für Papgeitaucher und andere Meeresvögel. Wenn sich diese Kaltwasserbecken nicht bilden, was in den vergangenen Jahren der Fall war, verteilen sich die Fische über größere Distanzen und sind schwieriger zu fangen.
Ferner ist der Bestand des Kleinen Sandaals – die bevorzugte Nahrung des Papgeitauchers – um Island herum beispielsweise stark zurückgegangen.
Ich weiß noch, wie ich Aale gegessen habe, richtige Aale, nicht diese Aale, die es heutzutage zu kaufen gibt und die wie Plastik schmecken und von denen man Magenkrämpfe bekommt. Nicht, dass ihr mich falsch versteht, ich liebe künstliches Fleisch!
Ohne die ausreichende Menge an Sandaalen oder Fischen im Wasser und ohne die Kaltwasserbereiche, fliegen die Vögel weiter, um für sich und ihre Küken Nahrung zu finden.
Fliegen ist für Papageitaucher sehr anstrengend und verbraucht sehr viel Energie. Der Rückgang der Bestände legt nahe, dass die Vögel für ihr Abendessen zu hart arbeiten müssen.
Im zweiten Halbjahr 2016 wurden Hunderte von Gelbschopflunden an den Küsten von Alaska angeschwemmt, ein Massensterben.
Vielleicht war Saxitoxin der Grund – ein starkes Algengift – das in ihren Mägen gefunden wurde. Papageitaucher fressen eigentlich keine Algen, im Winter fressen sie aber manchmal Muschelschalen, die mit giftigen Algen kontaminiert sein können.
Die Erwärmung des Planeten läutet offenbar eine Ära der Rückentwicklung ein, ökologisch und politisch und vielleicht gibt es auch eine Art Wechselwirkung oder Homologie zwischen diesen beiden Tendenzen. Es scheint, als ob sich der politische Rechtsruck mit dem Anstieg der Temperaturen im Gleichschritt bewegen würde. Die Rückentwicklung der Ökosysteme – das heißt ‚die vermehrte Schleimbildung‘ in den Meeren: der Aufstieg von Quallen und giftigen Algen, der Abstieg von Korallenriffen und Arten, die die Nahrungskette anführen – findet im gegenwärtigen Zustand westlicher Politik ihr passendes Gegenstück.
Es gibt einige denkwürdige Beispiele einer landwirtschaftlichen Massenproduktion, die einen direkten Zusammenhang mit dem zunehmenden Auftreten von Schleim haben. An einigen Küstenabschnitten kommt es aufgrund von Überdüngung und der Freisetzung von Nitraten durch Schweine- und Geflügelfarmen in das Meer zu einem übermäßigen Wachstum der Alge Ulva lactuca, die häufig auch als Meersalat bezeichnet wird. Dies wird zum Problem, wenn die Meeresalgen nicht vollständig aufgesammelt werden können, da sie dann zu verfaulen beginnen und große Mengen an Schwefelwasserstoff erzeugen, ein giftiges Gas, das die Zellatmung behindert und zu einem zellulären Sauerstoffmangel führt, der Menschen und Tiere tötet.
Giftige Muschelschalen fressen oder verhungern. Den Hungertod sterben oder giftige Muschelschalen fressen...
Die wahrscheinlichste Ursache für den Tod der Papageitaucher, die 2016 an der Küste angespült wurden, ist, dass sie verhungert sind. Ich erinnere mich noch an dieses komische Gefühl in meiner Magengegend, ich dachte ich müsste mich übergeben, aber es ist dann doch nicht passiert. Außerdem musste ich die ganze Zeit pinkeln. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, wusste nicht mehr wieviel Zeit vergangen war bzw. wieviel Zeit mir noch blieb.
Irgendwann verdeckte eine riesige dunkle Wolke die Sonne und die Umgebung sah bedrohlich aus. Jedes Mal wenn ich den Kopf drehte sah ich Menschen, die ihre Gliedmaßen verloren hatten, sie sahen traurig aus und krank und niedergeschlagen. Das sich aus der Wolke ergießende Wasser flutete mein Inneres. Urin, Tränen, Speichel … überall spürte ich Nässe. War ich schon im Wasser? War das der Tod? Irgendwann suchte ich nicht mehr nach Antworten und wanderte am Strand herum, hielt nach den Vögeln Ausschau.
Schließlich fand ich sie, sie waren stark abgemagert, hatten eine schwache Flugmuskulatur und sehr wenig Körperfett. Sie hatten schlichtweg nicht genug zu fressen und waren so geschwächt, dass sie bald sterben würden.
Den Herbst durchzieht
Das Sehnsuchtslied
Der Papageitaucher
Und zwingt mein Herz
In bangem Schmerz
Zu schweigen
Bleich und voll Leid
Dass die letzte Zeit
Erscheine
Gedenk‘ ich zurück
An fernes Glück
Und ich weine
Und so muss ich gehen
Im Herbsteswehn
Und Wetter
Bald hier, bald dort
Verweht und verdorrt
Wie die Blätter.
Beim Massensterben in Alaska hatte das Verschwinden der Kaltwasserbereiche die Vögel zum ungünstigsten Zeitpunkt getroffen, nämlich während des Wechsels ihres Federkleides. Die Federn von Papageitauchern funktionieren wie eine Art Neoprenanzug, sie halten das Wasser von der Haut weg und helfen ihnen die Körpertemperatur zu halten. Für die Unversehrtheit dieses umhüllenden Schutzes stoßen sie regelmäßig ihre alten Federn in einer spektakulären, synchron getakteten Mauser ab. Über einige Wochen benötigen sie sehr viel Energie, aber sie können kaum fliegen oder tauchen. Daher mausern sie sich meistens in der Zeit zwischen August und Oktober, wenn es eigentlich ein reiches Nahrungsangebot gibt. Wenn das wie 2016 nicht der Fall ist überstehen die Vögel diese Phase nicht.
Gelbschopflunde sehen ein bisschen wie die schickere Variante des Papageitauchers aus, sie haben auffällige gelbe Augenbrauen, die nach hinten über ihren Kopf herunterhängen. An Land wirken sie wie trottelige kleine Clowns. Im Meer sind sie jedoch der Inbegriff von anmutiger Eleganz, mit ihrem stromlinienförmigen Körper und ihren sichelförmigen Flügeln scheinen sie unter Wasser zu fliegen.
Eine Legende der Tlingit soll verraten, woher der Gelbschopflund seine menschlich anmutenden Haare hat.
Im Süden Alaskas gibt es einen Ort und eine kleine Bucht, wo viele Menschen Lachs trockneten und andere Arbeiten verrichteten. Eines Tages machten sich einige Frauen bei Ebbe auf den Weg zu einer benachbarten Insel, um dort nach Schalentieren zu graben. Sie fuhren mit ihrem Kanu zu einer Stelle, an der es eine Höhle seitlich der Insel gab, als sie jedoch an Land gehen wollten, wurde das Kanu von einer großen Brandungswelle erfasst und sie ertranken alle – bis auf eine Frau. In einer früheren Zeit, als diese Frau im Kanu ihres Vaters an dieser Stelle vorbeikam, hatte sie immer gedacht, dass die Vögel hier so hübsch aussehen und sagte daher »Ich würde so gerne inmitten dieser Vögel sitzen«. Diese Vögel haben sie gerettet. Sie waren so froh sie nun unter sich zu haben, dass sie die ganze Zeit umherflogen.
Im Dorf wurden derweil die Menschen durch das Schlagen der Trommeln zur Totenfeier gerufen, da man dachte, dass sie ertrunken sei.
Als ein Kanu mit ihrem Vater darin einmal einige Zeit später an dieser Stelle vorbeikam, sagte man zu ihm »Schau, dort sitzt deine Tochter«.
Das Oberhaupt der Gelbschopflunden hatte einen anderen Vogel angewiesen das Haar der Frau zu flechten und nun saß sie immer am Rande der Klippe.
Ihr Vater war sehr wohlhabend, so belud er viele Kanus mit Seeotter-, Biber- und Marderhäuten, auf denen die Vögel sich beim Ausfliegen niederlassen konnten. Als sie jedoch an der Stelle eintrafen, war seine Tochter nicht zu sehen, da sie sie nach drinnen gebracht hatten. Da wurde er zornig. Sie begannen alle möglichen Dinge dort hinauszubringen, aber vergeblich.
Und schließlich etwa vier Tage später, kam der Mutter des Mädchens das weiße Haar des Großvaters in den Sinn. Am Morgen sagte sie zu ihrem Mann »Wir haben das alte Haar in dieser Schachtel. Was können wir denn damit machen? Vielleicht sollten wir einen Plan schmieden. Wir könnten Bretter auf die Kanus legen, das Haar auf ihnen ausbreiten und dann damit rausfahren«. Das taten sie und als sie zur Klippe kamen, wo ihre Tochter gewöhnlich saß, sahen sie sie mit herunterhängendem Haar am Rand sitzen. Sie kamen näher und plötzlich kamen alle Vögel zu ihnen geflogen und steckten sich weißes Haar an den Kopf, wo es bis heute zu sehen ist.
Das Mädchen blieb jedoch, wo sie war, da sie unter den Vögeln zufrieden war.
Daraufhin flogen die Vögel zum Oberhaupt der Gelbschopflunden und erzählten ihm von dem Haar. Sie fanden das Haar sehr schön. Das Oberhaupt wies sie deshalb an, das Mädchen zu ihrem Vater zurückzubringen. Bevor sie aber wegging sagte er zu ihr »Wenn du irgendwann nicht mehr bei deinem Vater bleiben möchtest, komm zu uns zurück«. Zu jener Zeit hatte sie eine Nase wie die Vögel, da sie eine von ihnen sein wollte.
Der Schnabel des Papageitauchers ist in seinem basalen Abschnitt schwarz und von einer weißen Linie gerahmt, seine Spitze ist orangefarben, ein wunderschönes Orange, welches in der Balzzeit noch stärker leuchtet.
Trotz der Beschränkung der Fangquoten in einigen Regionen, geht der Bestand der Vögel weiter zurück. Im Sommer sieht man um die Insel Grimsey herum Jäger mit langen Netzen, sie lassen große Haufen von Vogelgerippen zurück, von denen sie das Brustfleisch abgezogen haben.
Suluhornvogel
Dies ist der Suluhornvogel, Anthracoceros montani. Dort können Sie den Schildhornvogel, Rhinoplax vigil, und dort drüben ist der Feuerhornvogel, Buceros hydrocorax. Diese drei Hornvogelarten bewohnen die feuchten Wälder der benachbarten Regionen. Alle sind von einem dramatischen Rückgang ihrer Populationen betroffen.
Der Suluhornvogel gilt als einer der seltensten Vögel der Welt, von dem nur noch schätzungsweise 27 Exemplare existieren.
Im späten 19. Jahrhundert wurde beschrieben, dass er im gesamten Sulu-Archipel weit verbreitet ist. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts erlebten die Inseln jedoch eine rasante Abholzung durch den kommerziellen Holzabbau. Viele von ihnen wurden fast vollständig gerodet. Auf Tawi-tawi sind nur noch kleine Flächen übrig geblieben, auf denen eine winzige Population von Suluhornvogel überlebte. Dieser Wald ist nicht geschützt und wird weiterhin abgeholzt, wodurch der geeignete Lebensraum für diese Spezies langsam, aber sicher, reduziert wird.
Militärische Aktivitäten und religiöse Konflikte stellen ein Problem für Reisende in dieses Gebiet dar - selbst die Beobachtung des Bestands des Vogels gilt als höchst riskant. Naturschützer müssen eine militärische Eskorte organisieren, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Im Februar 2012 wurden zwei europäische Vogelbeobachter auf der Suche nach dem Suluhornvogel auf Tawi-tawi entführt. Zwei Jahre später gelang es einem von ihnen zu entkommen, allerdings nur, indem er einen seiner Entführer ermordete. Der andere Vogelbeobachter wurde im Mai 2019 bei einem Schusswechsel zwischen den Regierungstruppen und den Aufständischen erschossen und getötet.
Der Suluhornvogel ist ein mittelgroßer Vogel, der bis auf einen weißen Schwanz komplett schwarz ist. Die Haut um die Augen ist kahl, und die Augen selbst sind bei den Weibchen dunkelbraun und bei den Männchen cremefarben.
Ein einzigartiges Erkennungsmerkmal der Hornvögel ist die Karkasse - eine harte, knöcherne Struktur, die am oberen Teil des Schnabels befestigt ist. Obwohl sie bei einigen Hornvögeln recht groß ist, ist sie leicht und normalerweise hohl. Die Karkasse wird im Kampf eingesetzt, dient aber auch als Resonanzkörper, der ihre Rufe verstärkt. Sie sind zusätzlich eine der wenigen Vogelarten, die Wimpern haben.
Hornvögel nisten normalerweise in Baum- oder Felshöhlen. Nach der Paarung versiegelt sich das Weibchen in der Höhle mit einer Mischung aus Kot und Nahrungsmitteln und lässt nur eine kleine Öffnung frei, durch die es vom Männchen gefüttert wird. Während dieser Zeit ist die gesamte Familie vom Männchen abhängig, bei manchen Spezien bis zu fünf Monate lang. Es wird angenommen, dass dieses Verhalten den Nistplatz vor Rivalen schützt.
Der Hornvogel spielt für viele der indigenen Gruppen in der Region eine wichtige symbolische Rolle. Für die Dayak-Stämme ist der Hornvogel eine zentrale Figur und ein Repräsentant der Oberwelt oder des Männerreichs.
Bei Zeremonien anlässlich von Geburten, Einweihungen, Hochzeiten und insbesondere bei Totenfesten werden Kopfbedeckungen getragen, die den "Baum des Lebens" darstellen - die vereinte Energie der Unterwelt und der Oberwelt, weiblich und männlich, Mond und Sonne, Wasserschlange und Hornvogel; ein Kampf der polaren Elemente, der zur totalen kosmischen Vernichtung und damit zur Wiedergeburt führt.
Hornvögel und ihre Gegenstücke, die Wasserschlangen, erscheinen auch zusammen auf geschnitzten Holzmasken, die während des Hudoq getragen werden, einem wichtigen landwirtschaftlichen Fest für einige Stämme. Die übertriebenen Gesichtszüge der Masken und der begleitende Tanz helfen dabei, böse Geister zu verscheuchen, während der Reis gepflanzt wird, sorgen aber auch für Freudentränen bei den Zuschauern und liefern Wasser für die neue Ernte.
Das Volk der Punan Bah glaubt, dass ein riesiger behelmter Hornvogel auf der Brücke zwischen Leben und Tod sitzt. Der Hornvogel versucht mit seinen Schreien, die gerade verstorbene Seele zu erschrecken, damit sie in das offene Maul seines Gefährten, eines riesigen Fisches, fällt.
Da der Hornvogel in einigen Regionen seltener wird und kaum noch zu sehen ist, haben Ethno-Ornithologen festgestellt, dass sein symbolisches Element zunehmend als einen gewöhnlicheren Vogel dargestellt wird - das Huhn, wobei die Karkasse in den Kamm des Hahns umgewandelt wird.