IMPACT10
Einfach da sein

12. – 14. November 2010

mit:
PHILIPPE QUESNE (FR)
TINO SEHGAL (GB/DE)
JIM TRAINOR (US)

Das transdisziplinäre Symposium IMPACT lädt in diesem Jahr schon zum sechsten Mal Künstler*innen, Praktiker*innen, Theoretiker*nnen und fortgeschrittene Studierende der Bereiche Tanz, Theater, Performance, Bildende Kunst, Neue Medien und Film herzlich ein, sich mit den künstlerischen Strategien und Arbeitsmethoden avancierter Gastkünstler*innen kritisch auseinanderzusetzen, ihre Setzungen praktisch zu erproben und vor dem eigenen Hintergrund zu befragen.

Mit Philippe Quesne, Tino Sehgal und Jim Trainor hat IMPACT10 drei Künstler eingeladen, die in ihren Werken radikale, subtile und humorvolle Entwürfe vorstellen, in einer auf Dinge und Wissenschaft versessenen Welt zu agieren.

Sie rücken die Zuschauer*innen, Tiere oder trickreiche Objektwelten in das Zentrum der Aufmerksamkeit und schlagen alternative Handlungsfelder vor. Quesne entwirft hierfür auf der Bühne Modellwelten, die stellvertretend das ›echte‹ Leben erproben: der Mensch als Wissenschaftler, Künstler, Entertainer. Sehgal widmet sich in seinen ›konstruierten Situationen‹ den Beziehungen zwischen Mensch und Objekt, zwischen Kunst und Markt. Er transformiert kein Material, sondern Handlungen. Trainor verfolgt in seinen Animationsfilmen Spuren der Evolution oder der menschlichen Kultur und lässt Tiere ebenso zu Wort kommen wie Menschen, die Tiere spielen.

IMPACT10 bietet einen konzentrierten und motivierenden Raum für Austausch, Aktion und Reflexion über die eigenen Grenzen und Perspektiven hinweg. Die Tagesverläufe werden von den Künstlern selbst gestaltet und von allen Beteiligten beeinflusst.

IMPACT10 wird gefördert von der Kunststiftung NRW.

 

PDF Dokumentation

ÖFFENTLICHES PROGRAMM

DO 11.11.10 19:00 Uhr

Jim Trainor (US)
›The Animals and their Limitations‹
Filmprogramm

DO 11.11.10 20:30 Uhr

Philippe Quesne / Vivarium Studio (FR)
›L’Effet de Serge‹
Performance

IMPACT10
© Pierre Grosbois

EPISODEN

Symposium Episode 1

FR 12.11.10
Philippe Quesne (FR)

Scenic Writing

Nach einem Kunst- und Graphikdesign-Studium arbeitete Philipp Quesne überwiegend als Bühnenbildner und gründete 2003 die Gruppe Vivarium Studio. Zusammen mit Schauspieler*innen, Bildenden Künstler*innen, Musiker*innen und dem Hund Hermès als festem Ensemblemitglied baut Quesne Stücke wie Versuchsanordnungen mit einigen festen Größen: Die letzte Minute des vorherigen Stücks ist immer die erste Minute des neuen. Hermès spielt immer mit. Die Nebelmaschine muss zum Einsatz kommen. Dabei ist die Bühne zunächst ganz lakonisch ein Aufenthaltsraum für Darstellerkörper, aber auch Studio, Labor und Wunderland unter Glas – ein Vivarium. So präsentiert sich hier ein Mikrokosmos, in dem Fragen einer modernen Gesellschaft verhandelt werden: die Rolle der Kunst, soziales Miteinander, Umweltprobleme. Die viel beachteten Produktionen waren unter anderem bei den Wiener Festwochen, dem Festival d’Avignon, im Centre Pompidou und weiteren Spielstätten weltweit zu sehen.

Philipp Quesnes Labortheater will die Konventionen des Genres verändern und eine Welt ohne feste Grenzen schaffen, die zwischen Individuum und Gruppe, Fakt und Fiktion, Klang und Sprache mäandert. Ausgangspunkt des Workshops während IMPACT10 ist ein Titel, der ein weites Feld für das künstlerische Experiment öffnet.

Symposium Episode 2

SA 13.111.10
Tino Sehgal (GB/DE)

Tino Sehgal studierte Tanz an der Folkwang Hochschule und Politische Ökonomie in Essen und Berlin. Seine Arbeiten sind Aufführungen, die während der gesamten Öffnungszeiten in Galerien und Museen zu sehen sind. Sehgals konstruierte Situationen können sich abhängig vom Verhalten des Besuchers unterschiedlich entwickeln und integrieren, damit ein partizipatives Moment in die Werkstruktur selbst. 2005 gestaltete er den deutschen Pavillon bei der Biennale in Venedig, 2010 hatte er eine Einzelausstellung im New Yorker Guggenheim Museum. Seine Werke sind u.a. in den Sammlungen des Centre Pompidou in Paris, der Tate Gallery of Art in London und des Museum of Modern Art in New York vertreten.

IMPACT10 und Tino Sehgal laden ein zu einem Workshop über Ausgangspunkte, Motivationen und künstlerische Strategien.

Symposium Episode 3

SO 14.11.10
Jim Trainor (US)

Eccentric Animation

Bereits mit 13 Jahren begann der Filmemacher Jim Trainor Animationsfilme zu drehen und ist seinem Medium seither weitestgehend treu geblieben: schwarzer Filzstift auf Durchschlagpapier, gedreht auf 16 mm. Seine Filme werden international auf bedeutenden Festivals und Biennalen sowie in renommierten Museen und anderen Kontexten gezeigt: Whitney Biennale, Museum of Modern Art (New York), Sundance Film Festival, New York Animation Festival, Rotterdam Film Festival, Kurzfilmtage Oberhausen. Ausgezeichnet wurde er neben anderen vom San Francisco International Festival, Black Maria Film Festival und dem New York Underground Film Festival. Seit 2000 lehrt Jim Trainor an der bekannten School of the Art Institute of Chicago.

Obwohl sich Trainors Filme dem Fiktionalen verschreiben, haben sie als Ausgangspunkt stets ein Bündel seltsamer Fakten, das sich aus seinem tiefen Eintauchen in die unterschiedlichsten Materien speist. So drehte er eine Filmbiographie über den Serienmörder William Heirens oder eine Erzählung über Moschops – urzeitliche reptilienähnliche Tiere aus dem Zeitalter des Perm, von denen man annimmt, dass sie zu Zärtlichkeit fähig waren, die sie durch unablässiges Kämpfen ausdrückten. In seinem neusten Projekt ›The Pink Egg‹ dagegen lässt er menschliche Akteure den Lebenszyklus von Insekten nachspielen, um so die Geschichte der Evolution von Insektenvölkern zu erzählen.

Wie entstehen animierte Welten? Welche Entscheidungen werden getroffen, welche Ästhetik gewählt, welche Geschichte erzählt? Ausgehend von individualistischen und wegweisenden Ansätzen aus der Geschichte und Gegenwart der Animation beschäftigt sich der Workshop während IMPACT10 höchst praktisch mit diesen und anderen Fragestellungen.