Pflanzen sind Teil ihrer Welten. Indigenen Erkenntnistheorien folgend, sind sie fühlende Wesen, können Weisheit vermitteln, über Handlungsmacht verfügen und Absichten verfolgen. Ihnen werden dabei unterschiedliche Formen von Fürsorge entgegengebracht: Pflanzen können Teil einer verwandtschaftlichen Struktur sein. So sind sie in ihrer Genealogie tief mit dem Einfluss des Menschen, der sie domestiziert und vermehrt, verbunden. Auch pflanzliche Mittel wie der psychoaktiv wirksame und in gemeinschaftlichen Ritualen verwendete Kräutersud Ayahuasca erinnern daran, dass Begegnung im Prozess der Heilung zentral ist: zwischen Kranken und Heilenden, zwischen Mensch und Pflanze, oder in der Begegnung mit Kolonialismen. Die moderne Medizin hat sich deutlich gegen ihr ›anderes‹ Gegenüber, die traditionelle Medizin, positioniert. In ihrem Vortrag wirft die Anthropologin Emilia Sanabria einen Blick auf den aktuellen, globalen Anstieg des Ayahuasca-Konsums und reflektiert die Wichtigkeit einer Dekolonisierung unseres Verständnisses von Heilung sowie davon, was (oder wer) Pflanzen sind und tun.