IMPACT12
Undercover
11. – 14. Oktober 2012
mit:
PHILIPP GEHMACHER (AT)
HENRIK VIBSKOV (DK)
SHANA MOULTON (US)
In seiner 8. Edition stellt IMPACT12 drei Positionen vor, die auf höchst unterschiedliche Weise die menschliche Präsenz in Mode, Musik, Film, Skulptur und Performance inszenieren, indem sie diese in einer realen und konkreten Praxis freilegen.
Spielerisch durchstreifen sie die Genres, mit komplex konstruierten, maximal reduzierten und überbordend euphorischen Praktiken: Philipp Gehmacher, der Choreograph, als unaufdringlicher ›Poet der Sichtbarkeit‹, dessen entschiedene Konzepte schon längst neue kommunikative Dimensionen des Tanzes erfahrbar gemacht haben, Henrik Vibskov, der Modemacher und Musiker, dessen Inszenierungen, Objekte, Atmosphären und Performances nur als Gesamtkunstwerk zu begreifen sind, in denen er klare Konzepte und Linien auf eine wild verspielte Poppigkeit rauschen lässt, und Shana Moulton, die performende Filmerin, die in ihren suggestiv visuellen Collagen, Projektions- und Realraum auflöst und selbst – ebenso präzise, wie ironisch – als Alter Ego und exzentrische Kunstfigur in diesem Sound-Bild-Raumgefüge in die abstrusen Untiefen unserer Konsumwelt abtaucht.
IMPACT ist ein internationales Symposiumsformat, das an drei Tagen ausgesuchte Künstler*innen und ca. 40 Teilnehmer*innen – Künstler*innen, fortgeschrittene Studierende, Wissenschaftler*innen und Journalist*innen aus den Bereichen Tanz, Theater, Bildende Kunst und Neue Medien – zusammenbringt. Jeweils einen Tag lang stellen die Künstler*innen ihre Arbeitsweisen und –hintergründe in einem offenen Austausch von Theorie und Praxis vor. Das Symposium macht es sich zur Aufgabe, Arbeitsstrategien und Methoden zeitgenössischer Kunstproduktion zu beleuchten und in einem interaktiven Diskurs mit anderen Disziplinen zu fördern.
IMPACT12 wird gefördert von der Kunststiftung NRW.
ÖFFENTLICHES PROGRAMM
SA 13.10.12 19:00 Uhr
Shana Moulton
›The magical line where your appearance flips over into reality‹
Lecture Presentation
EPISODEN
SYMPOSIUM EPISODE 1
FR 12.10.12
Philipp Gehmacher
Philipp Gehmacher erhielt seine tänzerische Ausbildung an der London Contemporary Dance School. Nach ersten choreographischen Arbeiten studierte er am Laban Centre London Dance Studies. Mit ›mountains are mountains‹ stellte Gehmacher 2003 sein erstes abendfüllendes Gruppenstück vor. Es folgte u. a. die PACT-Koproduktion ›like there’s no tomorrow‹ (2007). An drei Abenden zeigte PACT Zollverein 2011 verschiedene Facetten seiner choreographischen Arbeit: ›in their name‹; ›walk + talk No 9‹ und ›dead reckoning‹. Gehmachers Stücke werden regelmäßig bei renommierten europäischen Festivals und an zahlreichen Theatern weltweit gezeigt und wurden mehrfach ausgezeichnet. Unter der Regie von Laurent Chétouane war er 2012 in ›Das Erdbeben in Chili‹ am Schauspiel Köln zu sehen. Wie mit Chétouane, so kooperiert Gehmacher in unterschiedlichen Kontexten mit Choreograph*innen, Tänzer*innen, Musiker*innen und Theoretiker*innen, u. a. wiederholt mit Meg Stuart und Vladimir Miller. Sein neues Stück ›solo with Jack‹ wird im Juli 2012 uraufgeführt. Kennzeichnend für Gehmachers choreographisches Schaffen sind langsame, zögernd wirkende Bewegungen, in denen die Tänzer*innen verharren. Präzise untersucht er in seinen Stücken die Bewegungen des eigenen Körpers und die Interaktion mit Anderen.
In Philipp Gehmachers Workshop geht es um die in seine Körpersprache und Körperlichkeit eingeschriebenen Themen und Fragestellungen, wie sein Tanz gelesen werden kann und wie er sich mit oder eben nicht mit der Welt, die ihn umgibt, verbindet. Gemeinsam mit dem bildenden Künstler Jack Hauser und dem Tanzwissenschaftler Helmut Ploebst soll sich an Hand unterschiedlicher Materialien und Dokumente an die Verbindung von Material und Körperlichkeit herangetastet werden. »Das Material lebt innerhalb und außerhalb des Körpers als Intension (Spannung) und Extension (Ausdehnung) und erzeugt so, was als individuelle Körperlichkeit erfahren wird.« (Helmut Ploebst)
SYMPOSIUM EPISODE 2
SA 13.10.12
Henrik Vibskov
Der Name Henrik Vibskov wird nicht nur mit einem Modelabel assoziiert, sondern auch mit unterschiedlich gestalteten Szenerien, die er zu jeder seiner Kollektionen entwirft. Seit seinem Abschluss am Central St. Martins in London 2001, kreierte Vibskov als Modedesigner zahlreiche Kollektionen. Er wurde 2003 der erst, einzige skandinavische Designer bei der offiziellen Show der Men’s Fashion Week in Paris. Neben dem Entwerfen neuer Kollektionen und den dazu entwickelten Universen, ist Vibskov als Schlagzeuger mit dem Musiker Trentemøller auf Tour und stellt weltweit in Kunstmuseen und Gallerien aus, beispielsweise im MoMa PS1 in New York. Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, u. a. 2011 den Söderberg Preis, den höchstdotierten Modepreis weltweit. Seine Kreationen generieren außergewöhnliche Welten – sowohl auf dem Laufsteg als auch in seinen performativen Arbeiten, wie beispielsweise ›The Circular Series‹, die mit dem Bildenden Künstler Andreas Emenius entstand.
In seinem Workshop ermöglicht Henrik Vibskov einen theoretischen und praktischen Einblick in seine Arbeit als Modedesigner und Künstler.
SYMPOSIUM EPISODE 3
SO 14.10.12
Shana Moulton
Die New Yorker Video- und Performancekünstlerin Shana Moulton studierte Kunst und Anthropologie an der University of California Berkeley und absolvierte ihren Master of Fine Arts an der Carnegie Mellon University. Als Residentin arbeitete sie unter anderem bei De Ateliers in Amsterdam und nahm an der Sommerakademie in Bern teil. Ihre Videos wurden im SFMoMa, MoMa PS1 und beim Electronic Arts Intermix gezeigt. Moulton kommentiert in ihren Videos und Performances auf ironische Weise das Konsumverhalten des Menschen. In visuellen Collagen, die sich an das Format von TV-Serien anlehnen, erschafft sie mittels ihres Alter Ego Cynthia – das beabsichtigte biographische Parallelen aufweist – außergewöhnliche, psychedelische Welten.
In ihrem Workshop möchte Shana Moulton Materialität und unsere physischen Körper aus transmedialer und zeitbasierter Perspektive ansprechen. Thema der Recherche wird die Schnitt-stelle von Video und Performance sein. Außerdem soll die Beziehung zwischen Verbrauch, New Age Spiritualität und Fitness untersucht und neue Wege erarbeitet werden, wie unser Körper mit den materiellen Objekten, mit denen wir uns umgeben, interagieren kann. Kann die Bedeutung eines Objekts durch ein recyceltes Bewusstsein seines Gebrauchs ersetzt werden?