• Do. 11.07.19 11 Uhr – 13 Uhr

Eintritt frei

Graduiertenkolleg Life Sciences - Life Writing
mit: Madeleine Böckers, Oliver Kuchenbuch, Justus Pötzsch
Moderation: Laura Hille

Wie führen die durch die Biomedizin erschlossenen neuen Möglichkeiten des menschlichen Lebens zu Grenzerfahrungen? Wie fühlen sich beispielsweise Menschen, die ihr Dasein der Reproduktionsmedizin verdanken? Diesen und anderen Fragen widmet sich das Graduiertenkolleg ›Life Sciences, Life Writing: Grenzerfahrungen menschlichen Lebens zwischen biomedizinischer Erklärung und lebensweltlicher Erfahrung‹ der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. In drei kurzen Impulsvorträgen geben drei Doktorand*innen Einblick in ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte.


Madeleine Böckers
›Mikroplastik — Was passiert im menschlichen Körper?‹

Menschen füllen den Ozean kontinuierlich mit Plastikmüll. Im Laufe der Zeit zerfällt es dort in mikroskopisch kleine Teile. Meerestiere nehmen dieses ›Mikroplastik‹ auf. Was passiert, wenn Menschen diese Tiere und damit das Mikroplastik zu sich nehmen? Am Beispiel des Östrogenrezeptors skizziert Madeleine Böckers einen Einblick in die Fragestellungen.


Oliver Kuchenbuch
›Epigenetische Gestaltungs(t)räume‹

In den aktuellen Biowissenschaften ist das Erstarken einer vielfältig mit der Epigenetik assoziierten systemischen Perspektive festzustellen. Mit dem Begriff Epigenetik werden mitunter jene Prozesse bezeichnet, welche die kontextabhängige Funktion der Gene in den jeweiligen Zellen bewirken. Der neue molekularbiologische Fokus auf Wechselwirkungen — auch zwischen Genom und Umwelt — birgt weitreichende anthropologische Konsequenzen. Die DNA kann nicht mehr als exklusiver Garant der Identität der Spezies betrachtet werden. Auch auf der Ebene des Individuums verlangen die Zusammenhänge zwischen der Lebensführung und der Genregulation eine Diskussion über das subjektive Selbstverständnis. Das Wissen um die wahrscheinlich Generationen überschreitenden biologischen Einschreibungen kultureller Praktiken erfordert eine Neu-Bewertung der alltäglichen biologischen Gestaltungsmacht.


Justus Pötzsch
›Das Anthropozän als Anstoß einer Resituierung des Menschen: Trans- vs. Posthumanismus‹

Mit dem Ausruf des Anthropozän stellt sich die Frage nach der Situierung des Menschen in der Welt mit besonderer Dringlichkeit. Die Grenzverhältnisse zwischen Mensch und Umwelt, Kultur und Natur sowie Maschine und Organismus verändern sich grundlegend. Während transhumane Technotranszendierungen den Menschen die zentrale Handlungsmacht zusprechen und auf eine umfassende Optimierung des Planeten und des Körpers drängen (Terraforming, Genome-Editing), setzen Denker*innen des Posthumanismus den Menschen in ein gleichberechtigtes Verhältnis zu seiner Umwelt und heben die Widerständigkeit und Handlungsmacht nicht-menschlicher Mikroben, Maschinen und Materie hervor.

 

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