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Juli Grönefeld, Marei Dierßen, Simon Vorgrimmler und Marlene Helling


by Juli Grönefeld, Marei Dierßen, Simon Vorgrimmler und Marlene Helling

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deep sea mining
Eine Recherche zu Tiefseebergbau, Sediment und CEOs  

Das interdisziplinäre Team, bestehend aus Soundartist Juli Grönefeld, der bildenden Künstlerin Marei Dierßen, dem Videokünstler Simon Vorgrimmler und der Performerin Marlene Helling, beschäftigte sich im Rahmen ihrer PACT Residenz mit dem Thema Tiefseebergbau. Außerdem kollaborierte die Lichtdesignerin Desirée García López an einigen Tagen mit dem Team.

Tiefseebergbau wird derzeit wissenschaftlich und unternehmerisch erforscht und ist in der Clarion-Clipperton Zone (CCZ) im Zentralpazifik geplant. Dort gibt es ein großes Vorkommen von Manganknollen. Diese Knollen liegen auf dem Meeresboden und enthalten unter anderem Nickel, Kupfer, Kobalt und in Spuren Seltene Erden, die zum Beispiel für Batterien in Elektroautos benötigt werden. Ein Abbau würde nicht nur die Tiefseetiere, sondern den gesamten Lebensraum der dort lebenden Arten zerstören. Die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) hat die CCZ in Lizenzgebiete aufgeteilt, um das »gemeinsame Erbe der Menschheit« zu verwalten. Bisher hat die ISA 29 Explorationslizenzen an 20 Länder vergeben. Die Explorationslizenz berechtigt später zum Abbau der Manganknollen. Auch wenn der Abbau noch nicht Realität ist, gibt es bereits Firmen, die Manganknollenkollektoren bauen, z.B. Global Sea Mineral Resources.

Der Komplex Tiefseebergbau umfasst eine Vielzahl von Entitäten, die hier nicht alle genannt werden können, von denen wir während der PACT Residenz folgende in Ansätzen kennenlernen konnten: Manganknollen, die UN-Behörde ISA, Weichkorallen, CEOs von Tiefseebergbaufirmen, Sedimente, die Dichte des Wassers und Maschinen sowie das Abbauen, Filmen und Vermessen der Manganknollen am Tiefseeboden. 

 


Tiefseekarte

Lizenzgebiete zur Exploration von Manganknollen, Quelle: ISA

»[...] this is like a battery in a rock. It contains nickel, cobalt, copper and manganese and as we know the world is getting more and more sustainable and we want to move away from fossil fuels and electrify our world.«
- Gerald Barron, CEO The Metalls Company, Interview 121 Mining Investment Cape Town 2019

20,000 dBs Under the Sea

Alle Bilder und Töne, die wir aus der Tiefsee kennen, sind durch die Technik, mit der sie aufgenommen und abgespielt werden, verfärbt. Dies spielt eine umso größere Rolle, da kein Mensch in der Tiefsee mit seinen eigenen Ohren hören oder mit den Augen sehen kann, wodurch wir keine Referenz in Form von unvermittelten Erfahrungen haben. 

Frage nach der Verkörperung von Tiefsee

Astrida Neimanis argumentiert in ihrem Buch ›Bodies of Water‹, dass die Wahrnehmung des eigenen Wassers im Körper untrennbar mit ökologischen Fragen verbunden ist. Darüber hinaus fordert sie eine Dekonstruktion und ein Überdenken des westlichen Subjektbegriffs: »To rethink embodiment stirs up considerable trouble for dominant Western and humanist understandings, where bodies are figured as discrete and coherent individual subjects and as fundamentally autonomous.«
- Astrida Neimanis: Bodies of Water: Posthuman Feminist Phenomenology, London: Bloomsbury Academic, 2019, S. 2

Manganknollenkollektor

Manganknollenkolektor am Tiefseeboden, Quelle: Deme Group

Wer sind die Akteur:innen des Tiefseebergbaus und wie sind sie miteinander verbunden?

Wie entscheidet die ISA über das Schutzkonzept, das Voraussetzung für die Realisierung von Extraktivismus in der Tiefsee ist? Wer entscheidet dort über das »gemeinsame Erbe der Menschheit«? Warum hat die Menschheit die Tiefsee geerbt?Woher kommt das Geld für die Entwicklung des Manganknollenkollekors und wie funktioniert die Filtration eines Tiefseeschwamms? 

Während unserer Residenz bei PACT Zollverein sind diese und viele weitere Fragen im Rahmen unserer Recherche aufgekommen. Diese Fragen werden uns bei der Umsetzung einer Performance weiter begleiten und ihre Antworten werden wir in den kommenden Monaten mit Meeresbiolog:innen, Biochemiker:innen und Journalist:innen erforschen. 

Die geplante Tanz- und Videoperformance vereint Fragen von Entscheidungsprozessen über den Tiefseeboden mit einer ästhetischen Verkörperung von Tiefseelebewesen und deren Lebensraum. 

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