Claire Vivianne Sobottke, Tian Rotteveel & Jared Gradinger
SOFTSCORES
- Im Rahmen von ›SPUREN SUCHEN‹
- Performance Installation
Eintritt frei
Das Programm findet draußen auf der Halde der Zeche Zollverein statt. Diese befindet sich fußläufig von PACT entfernt. Ein Lageplan ist in Kürze an dieser Stelle und am Wochenende vor Ort verfügbar. Die Halde ist nicht barrierefrei zugänglich.
Sie sind zwischen Zweigen, an Gabelungen oder den Verstrebungen der alten Industriegebäude am Wegrand zu finden: die ›Softscores‹ von Tian Rotteveel und Claire Vivianne Sobottke laden zu einem spielerischen Streifzug ein, in dem Spaziergänger:innen Gedichte, Anleitungen und Fragen verschiedener Autor:innen begegnen.
Die Künstler:innen schreiben: »Bereits seit einiger Zeit versammeln wir uns nicht mehr. Wir tanzen nicht mehr miteinander in einem Raum oder teilen die Erfahrung, einem Konzert zu lauschen, während die Hände einer Musikerin erzittern. Während die performativen Künste heimatlos geworden sind, sind das Potential und die Notwendigkeit künstlerischer Auseinandersetzung deutlich spürbar. Unsere Scores, die einem draußen begegnen, sind eine Einladung etwas zu tun, zu fühlen, wahrzunehmen und zu spielen. Wir laden Sie ein an diesem leisen Ereignis teilzuhaben, das ohne die Anwesenheit der Künstler:innen und ohne Theaterbühne stattfindet. Lassen Sie sich bei einem Spaziergang durch die Landschaft von den Scores leiten.
Die Idee für die ›Softscores‹ entwickelten wir in Zeiten des Lockdowns. Für uns ist es essentiell, sich zu treffen, ein Gespräch zu führen, unsere Gedanken mit denen unseres Gegenübers zu verflechten, zu diskutieren, zu argumentieren, daran erinnert zu werden, unsere Perspektive zu wechseln, zu tanzen, zu berühren und intuitiv an Orte zu gelangen, die wir noch nicht benennen können. Wie können wir all das tun, wenn wir uns nicht versammeln können? Die ›Softscores‹ sind ein Versuch, eine Gruppe von Künstler:innen aus der Distanz heraus zusammenzubringen. Wir möchten das Zusammenkommen ihrer Gedanken und Praktiken ermöglichen und ihre Anwesenheit durch bloße materielle Begegnungen entlang eines Weges neu formulieren. Wir möchten Momente schaffen, die uns unseren Körper spüren lassen und in denen wir den Flieder genießen, der gerade überall hier auf Zollverein so wild blüht. Wie sind wir ein Teil der Natur, wie können wir einer sein? Wie ist die Natur ein Teil von uns und wie kann sie einer sein? Wir haben neun Künstler:innen mit verschiedenen Hintergründen aus verschiedenen Orten eingeladen, einen Score zu diesem Pfad beizutragen.«
Im Rahmen von SPUREN SUCHEN - mit Live-Performances, Soundinstallationen und künstlerischen Botschaften auf der Halde der Zeche Zollverein vom 13. – 15.08.
Beiträge:
Tian Rotteveel: chair in darkness / score for fingers / score for noticing you came here /
Tian Rotteveel ist Komponist und Choreograph. Seine Arbeit brachte ihn mit namhaften Choreograph*innen, darunter Jeanine Durning, David Zambrano, Jeremy Wade, Tino Sehgal, Martin Nachbar, Hermann Heisig und Diego Dil zusammen. In seiner Arbeit reflektiert er den Körper als Zentrum der Wahrnehmung und Motor des Ausdrucks als das eigentliche Instrument.
Claire Vivianne Sobottke : Collaborative Shelter Practice / dear stranger it would be nice to talk / mirror/ seashore - hands / Please sing with me / score for slowing down
Claire Vivianne Sobottke beschäftigt sich mit den Praktiken des Tanzes, der Choreographie und der Performance. Sie begreift dabei ihre Arbeit als einen Ort des Widerstands und des undoing, ein Ort, an dem Normen des Denkens und der Wahrnehmung in Frage gestellt und verändert werden können. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien für ihre choreographische Arbeit und kooperierte mit renommierten Künstler*innen wie Meg Stuart / Damaged Goods, Tino Sehgal, Fabrice Mazliah und Sheena Mc Grandkes. In ihrer choreographischen Arbeit definiert sie den Körper als eine Akkumulation von biographischen Erinnerungen, Erfahrungen und Geschichten, Traumata, Identitätsentwürfen, Hoffnungen und Projektionen und Magie. Tanzen wird zu einer Möglichkeit, dieses Wissen über den Körper zu aktivieren, und die ihm inhärenten Turbulenzen sichtbar zu machen.
Jared Gradinger: Find your tree / Line - Score / Childhood garden
Jared Gradinger arbeitet als interdisziplinärer Künstler in den Bereichen Performance, Tanz, Social Art und Ökologie. Seit 2002 lebt er in Berlin und entwickelt seitdem langfristige Kollaborationen und eigene künstlerische Praktiken, die Gemeinschaft und Natur verbinden und gleichzeitig neue Formen des Zusammenlebens erkunden. Seit 2009 arbeitet er mit Angela Schubot an der Thematik des entgrenzten Körpers. Er baut zudem Gärten, die Begegnungen zwischen Mensch und Natur ermöglichen und dazu anregen, mit der Natur im Einklang zu arbeiten. www.jaredgradinger.com
Carla Clemetine Pohl : artistic collaboration space and objects
Carla Clementine Pohl ist Kostüm- und Bühnenbildnerin, Lichtdesignerin und Stylistin. Nach dem Abschluss des Architekturstudiums im Jahr 2008 tauchte Clementine Pohl ins Theaterleben ein. Von 2009 - 2011 arbeitete sie am Centraltheater Leipzig. Ihre Arbeiten wurden international präsentiert, u.a. Lofft Leipzig (DE), Schauspielhaus Graz (AUT), Sophiensäale Berlin (DE), Ballhaus Ost Berlin (DE), Südpol Luzern (CH), INKONST Malmö (SE), Teater Nordkraft Aalborg (DNK), TLH Sierre (SE), Martin Gropiusbau Berlin (DE). 2014 - 2019 arbeitete und forschte sie im Rahmen von OBJECTIVE SPECTACLE, das sie zusammen mit dem Berliner Künstler Christoph Wirth gegründet hat, und arbeitet seit 2017 als Stylistin mit der Fotografin Katja Strempel zusammen.
Katja Strempel: Graphic design and artistic collaboration on objects
Katja Strempel ist Fotografin, die in Berlin lebt und arbeitet. 2018 gründete sie das Unternehmen Strempel's Photography Services, Fotografie im Auftrag der Kunst.
Mit weiteren Beiträgen von:
Jeanine Durning: Approximately 13 possibilities for noticing where you are when you can’t make it to the mountain
Jeanine Durning ist eine Bewegerin und Macherin, die hauptsächlich mit choreographischen Situationen zwischen Menschen, Orten und Dingen arbeitet – unter Verwendung von Bewegung, Sprache und Wahrnehmungs-Tricks. Sie stammt aus New York, arbeitet in Stockholm und ist gerade dabei, ein neues Werk in London zu schaffen. Für mehr unfertige Infos: www.jeaninedurning.com
Shannon Cooney: WHAT SEEMS LIKE ONE MAY BE MANY
Shannon Cooney ist kanadische Tänzerin, Choreographin, Tanzpädagogin und Craniosacral-Praktikerin mit Sitz in Berlin. Sie arbeitet seit über 20 Jahren im Bereich des Tanzes und ist als kreative Vermittlerin für Choreograph:innen und ihre Schüler:innen tätig. Seit 1992 entwickelt und tourt sie ihre eigenen Arbeiten. In den letzten zehn Jahren hat sie eine Unterrichtspraxis namens Moveable Cinema entwickelt, die sie international unterrichtet.
Beatrix Joyce : Untitled
Beatrix Joyce (UK/NL) ist eine in Berlin lebende Künstlerin und Autorin für Tanz. Sie absolvierte eine Ausbildung in zeitgenössischem Tanz am Laban (London) und schloss 2016 mit einem MA in Soziologie an der Goldsmiths University ab. Sie arbeitet in den Bereichen Tanz, Schreiben und Installation und kreiert ortsspezifische, intermediale und interaktive Performances.
Beatrixjoyce.com Instagram: @beatrixjoyce
Sigal Zouk: Light Shower
Sigal Zouk ist Tänzerin, Performerin und Vermittlerin im Bereich zeitgenössischer Tanz. Als Tänzerin arbeitete sie u.a. mit dem Ensemble der Batsheva Dance Company (1994-1996), mit Sasha Waltz (1999-2004), Meg Stuart (2005-2007 und heute) und Laurent Chétouane (2007-2015). Sigal Zouk unterrichtet an verschiedenen europäischen Tanzdepartements und Institutionen, und geht internationale Zusammenarbeiten mit Bildenden Künstler:innen und Musiker:innen ein.
Litó Walkey: Three proposals and a booklet
Litó Walkey ist eine in Berlin lebende Künstlerin, die in den Bereichen Schreiben und Choreographie arbeitet. Sie performte und unterrichtete mit der in Chicago ansässigen Performance-Gruppe Goat Island und hatte einen langjährigen Lehrauftrag am HZT Berlin. Als Doktorandin für Performance Practices an der Universität Göteborg zielt ihre aktuelle Forschung darauf ab, öffentliche Räume für kritisches Denken und Experimentieren zu schaffen, die nicht an eine einzelne Autorenschaft, Disziplin oder einen Terminus gebunden sind. litowalkey.org
CA CONRAD : Three poems
CA Conrad arbeitet seit 1975 mit den alten Techniken der Poesie und des Rituals und ist Autor von ›Amanda Paradise‹ (Wave Books, 2021). Weitere Werke sind ›The Book of Frank‹, ›While standing in line for Death‹ und ›Ecodeviance‹. CA Conrad erhielt ein Creative Capital Stipendium, ein Pew Fellowship, einen Lambda Literary Award und den Believer Magazine Book Award. CA Conrad unterrichtet an der Columbia University in New York City und am Sandberg Art Institute in Amsterdam.
Anna Muchin: SONG. / Dusk into Dawn
Anna Muchin ist eine französisch-griechische Künstlerin und Übersetzerin mit Sitz in Brüssel. Als Musikkomponistin, Sängerin und Performerin arbeitet sie mit Fotografie, Text und Klang, um gesellschaftliche Realitäten durch die "kleinen Dinge" des Alltags zu erkunden. Ihr künstlerischer und akademischer Hintergrund umfasst ein frühes klassisches Klavier- und Theoriestudium, Rhythmische Sportgymnastik und einen MA in Übersetzung. Als "Scarlett O'Hanna" hat sie mehrere Alben komponiert und produziert und ist in Europa, den USA und Japan auf Tournee gewesen. Sie hat als Support für Wilco und Cocorosie gespielt, ist mit She Keeps Bees auf Tournee gegangen, hat mit Nate Kinsella (aka Birthmark) und Peter Silberman (The Antlers) zusammengearbeitet und Sounddesign für Tanz, Mode und Kino gemacht.
Márcio Kerber Canabarro: TRACKING - Visual Cues for Hope
Márcio Kerber Canabarro ist Tänzer mit einem BA-Abschluss in Kommunikation (UNIJUI -BR) und einem Hauptfach Darstellende Kunst (SEAD-AT) und liebt die Poesie. Mit Aleks Borys schuf er die Intervention ›TRACKING: Visual Cues for Hope‹ und die Installation ›COSMIC DEBRIS‹. Mit dem Kollektiv DEEPER F und Bela Associacao hat er die digitale Publikation ›CARE WHERE? Zine und Care - Activism, Art and Electronic Music gatherings‹ herausgegeben, die untersucht, wie wir unsere große Gemeinschaft durch die Kette unserer unmittelbaren Zuneigung und unserer Fähigkeit zur Fürsorge aufbauen und verändern. Márcio Kerber Canabarro arbeitet mit Hodworks, Peter Pleyer und Meg Stuart zusammen.
Season Butler: A plant will tell you who she is and what she wants, if you know how to ask
Season Butler ist eine in London lebende Schriftstellerin, Performance-Künstlerin und Lehrerin sowie Mitproduzentin des Kunstkollektivs I'm With You. In ihrer Performance-Praxis erforscht sie Begriffe wie Autorenschaft, Autorität und normative Ökonomien des Blicks, die Möglichkeiten und Fallen der Rückschau und der Hoffnung sowie die Bedeutung des Blicks in eine zunehmend unsichere Zukunft. Ihre jüngsten Arbeiten wurden im Baltic Centre for Contemporary Art, im Lettischen Nationalmuseum für Kunst, im Barbican Centre und in der Tate Exchange gezeigt. Ihr Debütroman ›Cygnet‹ ist im Vereinigten Königreich und in den USA erschienen. Vor kurzem hat sie am Goldsmiths College, University of London, in kreativem Schreiben promoviert.
Wir danken Marialena Marouda, Pieter Ampe, Alexander Nieuwenhuis
Ein Projekt von: Claire Vivianne Sobottke, Tian Rotteveel Künstlerische Zusammenarbeit: Jared Gradinger Mit ›Softscores‹ von: Anna Muchin, Beatrix Joyce, Lito Walkey, Sigal Zouk, Jeanine Durning, Jared Gradinger, Tian Rottevel, Shannon Cooney, Claire Vivianne Sobottke, Jeanine Durning u.A.
Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.