Theater der Welt 2010
- Mi. 30.06.10 – Sa. 17.07.10 00:59 Uhr – 23:59 Uhr
Zum zwölften Mal ist das Festival Theater der Welt vom Internationalen Theaterinstitut ITI dazu aufgerufen, aktuelle Entwicklungen des internationalen Theaters in einer deutschen Großstadt zu präsentieren. 2010 sind das Festival und seine Künstler zu Gast in der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010, am Theater an der Ruhr in Mülheim und am Schauspiel Essen. Mit ihnen gemeinsam möchte das Festival für drei Wochen eine Weltstadt voller Begegnungen sein: offen, widersprüchlich, vielschichtig und aufregend.
Es sind seit jeher die Städte, in denen die Welt sich begegnet, die das Zusammenleben über alle Grenzen, Sprachen und Kulturen hinweg möglich machen. Auf ihren Straßen und Plätzen rücken Menschen aus allen Teilen der Welt zusammen. Sie alle tragen ihre eigenen Geschichten und Traditionen in sich. Das Unvereinbare und Fremde kommen hier zusammen, das Entlegene nähert sich an. Wege kreuzen und verlieren sich, an jeder Ecke eine andere Perspektive, eine andere Sprache, ein anderer Geruch. Aus diesem unberechenbaren Mix aus Begegnungen und Differenzen entstanden die Vielfalt, Energie und Spannung, die die Welt bis heute in Atem halten. Die Großstadt ist ein Schock: Sie ist permanente Krise und absolute Überforderung, Chance und Risiko zugleich. Jede dieser Begegnungen birgt in sich die Chance, Neues zu entdecken, auch wenn sie gleichzeitig das Risiko enthält, sich falsch oder gar nicht zu verstehen. Missverständnisse und Übersetzungsfehler häufen sich, je mehr verschiedene Sichtweisen und Kulturen aufeinander treffen. Ausgeräumt werden können sie nur im Dialog und dieser ist und bleibt das Versprechen und die Herausforderung einer jeden Stadt.
Theater der Welt versammelt Künstler aus allen Teilen der Welt für knapp drei Wochen in Essen und Mülheim: Sie kommen aus West- und Osteuropa, aus der arabischen Welt, aus Afrika, Mittel- und Südamerika, Asien und Ozeanien. Wie fern sie sich auch sein mögen und woher sie auch kommen: Sie teilen nicht einen Ort, wohl aber die Zeit, in der wir leben. Ihren Arbeiten sind Erinnerungen an traditionelle und lokale Kulturen eingeschrieben, doch was sie miteinander verbindet, ist die radikale Suche nach neuen Formen und Arbeitsweisen. Jeder einzelne von ihnen sucht seinen eigenen Weg, die Welt, in der wir leben, zu verdichten und immer wieder neu aufscheinen zu lassen.
Um den Künstlern und ihren Arbeiten gerecht zu werden, bedarf es eines Wechsels der Perspektive und einer neuen Sichtweise: Sie sind keine Stellvertreter ihrer Kultur – die wir oftmals kaum anders als fern und exotisch wahrnehmen – und stehen nicht für die Traditionen und Konflikte ihrer Heimat, so sehr sie sich auch mit ihnen auseinander setzen. Sie stehen und sprechen für sich. Theater der Welt zeigt keine Stile oder Tendenzen, sondern persönliche Arbeiten der Künstler, Momentaufnahmen zeitgenössischer Kunst: Installationen, Opern, Choreographien, Theater, Film, Musik und Bildende Kunst – Künste der Welt. Die Künstler lassen sich nicht auf eine gemeinsame ästhetische Linie bringen. Was sie auszeichnet, ist ihre Unruhe, resultierend aus der Einsicht in die prekären Verhältnisse dieser Welt und ein Wissen um die Fragilität dessen, was Leben ausmacht. Es sind die jungen Nachwuchskünstler ebenso wie die bereits Erfahrenen, die diese Unruhe in ein neues Verhältnis von Kunst und Engagement übersetzen und nach Formen dafür suchen.
Viele Produktionen werden vor Ort entwickelt und setzen die Fragen und Krisen einer Region, die Industrialisierung und De-Industrialisierung als rapide Verwüstung in nur wenig mehr als hundert Jahren erlebt hat, in Beziehung zu den eigenen Erfahrungen. Denn nicht nur das Ruhrgebiet ist im Wandel, sondern die ganze Welt.
Theater der Welt 2010 ist ein Festival in Bewegung: Es findet in zwei Städten statt. Es eröffnet in Mülheim mit der internationalen Neuinszenierung der Heldenoper Montezuma und präsentiert zahlreiche Uraufführungen. Ab dem ersten Wochenende bespielt es die Bühnen im Theater an der Ruhr, die Stadthalle, den Ringlokschuppen und das Autonome Zentrum in Mülheim. Am zweiten Wochenende kommen das Schauspiel Essen, PACT Zollverein und die Zeche Zollverein dazu. Schließlich wandert es am letzten Wochenende ganz nach Essen.
Nur alle drei Jahre findet Theater der Welt statt, immer in einer anderen Stadt. Jetzt ist das Festival einmalig an der Ruhr zu Gast. Theater der Welt 2010 ist eine Einladung – die Einladung, dabei zu sein, Fragen zu stellen, zuzuhören, sich überraschen zu lassen. Treffen Sie Menschen aus aller Welt und lernen Sie ihre Geschichten kennen, auf den Bühnen und nach den Vorstellungen. Feiern Sie auf Partys und Konzerten im Festivalzentrum und seien Sie dabei, wenn das Festival zu einem Fest wird, wenn im Sommer 2010 in Essen und Mülheim an der Ruhr die Utopie einer neuen Stadt entsteht.
Frie Leysen, Programmdirektorin, und das Team von Theater der Welt 2010 (Vorwort des Programmbuchs)
Theater der Welt 2010 Mülheim an der Ruhr und Essen – Ein Festival des Internationalen Theaterinstituts (ITI) ausgerichtet von Theater an der Ruhr und Schauspiel Essen in Kooperation mit der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010, gefördert durch den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Kunststiftung NRW und den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Vom 30. Juni bis zum 17. Juli wird die Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 zur Bühne für junge Avantgarde und alte Meister der internationalen Szene. 2010lab.tv begleitet das Festival und seine Künstler.
www.theaterderwelt.de