Rimini Protokoll
CARGO SOFIA-ZOLLVEREIN – EINE EUROPÄISCHE LASTKRAFTWAGEN-FAHRT
- Premiere im Rahmen von Borderline
- Performance Öffentlicher Raum
Fernfahrer tragen ihre Vornamen direkt hinter der Windschutzscheibe, sitzen zwei Meter über der Straße und haben 500 PS unter dem rechten Fuß. Sie haben alle Länder Europas gesehen, aber kennen die Städte nur von ihren Ausfahrtsschildern. Bulgaren haben den Osten mit Jeans, den Iran mit Technik und den Westen mit Yoghurt versorgt. Seit den 90ern werden sie von Westspeditionen zu Ostlöhnen eingestellt. Sie arbeiten und wohnen auf 10 mobilen Quadratmetern vor ihren 40 Tonnen Fracht.
›Cargo Sofia‹ ist ein gelebtes räumliches Modell, ein umgebauter Lastwagen, der statt Waren Erzählungen transportiert. PACT Zollverein - nahe der Zufahrt zu einem der größten Autobahnnetze Europas - ist die Dritte von über 10 Stationen zwischen Riga und Avignon, Basel und Belgrad. Hier werden 47 Zuschauer geladen und auf eine 2stündige Reise geschleust: Autobahnraststätten, Verladerampen, Containerhafen, Lagerhallen ... Zu diesen Ready-Made-Bühnenbildern des Transits fügen sich südosteuropäische Biographien aus dem Führerstand, Dialoge mit Essener Autobahnpolizisten und Duisburger Containerspediteuren, Balkanmusik und Motoren-Groves. Wo Ware war, sitzen nun Zuschauer und blicken durch die Scheibe zurück auf die Autobahnwelt NRW.
Über eine Stellenanzeige wurden die beiden LKW-Fahrer Ventzislav Borissov (53) und Svetoslav Michev (42), beide stammen aus Bulgarien, von Stefan Kaegi für das Projekt Cargo Sofia gefunden. Es sind erfahrene Fahrer, die Güter über weite Strecken transportiert haben. Michev fuhr lange Zeit Fisch aus Bodrum nach Madrid, Borissov tourte durch die UdSSR, die Ukraine und durch Syrien. Nach der Wende führten ihn seine Routen auch nach Deutschland.
Mit Ventzislav Borissov und Svetoslav Michev sowie Kasia Bortnik, Wolfgang Närdemann, Markus Hillebrandt
Konzept / Regie: Stefan Kaegi
Video: Jörg Karrenbauer
Ton: Stefan Fuß
Stimmen: Robert Altermatt (Redakteur Intern. Transportzeitschrift), Jörg Hauser (Basel Multiterminal AG), Ralf Murschall (Meyer & Meyer, Essen), Joachim Seifert (ehem. Maschinenbauingenieur auf Zollverein)
Assistenz: Essen Ingo Kaulbars
Künstlerisch-technische Beratung:
Notker Schweikhardt
Produktionsleitung: Bettina Land
Cargo Sofia-Zollverein wird ermöglicht durch: Autobahnpolizei Moers, namentlich Herrn Wolfgang Närdemann und Herrn Volkhard Behringhoff; Geschäftsleitung der Schenker Deutschland AG, Geschäftsstelle Mülheim / Ruhr; Entsorgungsbetriebe Essen GmbH, namentlich Frau Sandra Drautz; SIG Moldtec; Stadtwerke Essen AG; Gorchs LKW-Waschstraße in Mülheim / Ruhr; Stiftung Zollverein
Produktion: Goethe Institut Sofia und Hebbel am Ufer Berlin
Koproduktion: Theater Basel, PACT Zollverein (Essen), Le Maillon Straßburg und THEOREM, eine europäische Vereinigung unterstützt durch das Kultur 2000 Projekt der
Europäischen Union
Finanzielle Unterstützung: Stabilitätspakt für Südosteuropa, gefördert durch Deutschland, Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung, Bundeszentrale für politische Bildung und Forum Goethe-Institut