JUNCTIONS21
IMPACT21 // Ausstellung
- Im Rahmen von IMPACT21
- Installation
- IMPACT21
Eintritt frei
Die Ausstellung kann ab 17 Uhr besucht werden. Für den Einlass gilt die 3G-Regel, d.h. es dürfen Personen die Ausstellung besuchen, die geimpft, genesen oder negativ getestet (24h) sind. Bitte halten Sie am Einlass einen entsprechenden Nachweise bereit.
Im Rahmen des Forschungsprogramms JUNCTIONS21 widmeten sich sieben transdisziplinäre Teams über verschiedene Kontinente hinweg kollektiven Recherchevorhaben. Im Fokus stehen intervenierende und widerständige Arbeitspraxen, die ihren Ansatz aus lokalen und postkolonialen Kontexten beziehen. Zwischen der Suche nach Aktivierungsprozessen in historischen Daten, dem Sammeln alltäglicher Erfahrungen und vermeintlich nebensächlicher Geschichten sowie dem Nachspüren geformter Landschaften entspinnt sich ein vielstimmiges, multiperspektivisches Feld. In einer Ausstellung in den Räumen von PACT werden die unterschiedlichen künstlerischen Strategien sowie erste Entwürfe mit den Teilnehmer:innen von IMPACT und den Besucher:innen geteilt.
Bruno Alves De Almeida & Juan Pablo Pacheco Bejanaro
›Environmental Identities at the Ocean Floor‹
›Environmental Identities at the Ocean Floor‹ verwebt zwei kontinuierliche Forschungsstränge: Zum einen die Untersuchung, welche mit dem von Bruno Alves de Almeida kuratierten Projekt ›Environmental Identities‹ durchgeführt wurde, das sich mit der Beziehung zwischen dem Selbst, der sozialen Identität und der natürlichen Umwelt beschäftigt, in einer Welt, die zunehmend von nicht nachhaltigen Vorstellungen der Menschheit geprägt ist. Erweitert wird dieses durch die künstlerische Recherche von Juan Pablo Pacheco Bejarano, welche Reflexionen über die territorialen, sozialen und ökologischen Dimensionen digitaler Technologien vorschlägt und sich hierbei auf die materiellen und symbolischen Beziehungen zwischen dem Internet und dem Ozean bezieht. Gemeinsam erforschen sie Lebensformen und Energieflüsse, die am Meeresgrund gedeihen sowie deren Einfluss auf unsere soziale und ökologische Identität auf der Erdoberfläche. Ihre Forschung fokussiert sich auf wissenschaftliche und theoretische Diskussionen über Eurythenes Plasticus, ein Meereskrustentier, welches in der tiefsten Region des Marianengrabens gefunden wurde, sowie auf Unterwasserkabel, eine Informationsinfrastruktur der Tiefsee, welche zunehmend die virtuellen Welten vermittelt, in denen wir leben.
Carmel Barnea Brezner Jonas, Clarissa Aidar, Dario Srbic & Jere Ikongio
›Semantics of Modern Day Languages‹
Das Projekt erforscht kontinentübergreifende Ansätze für Wissenstransfer, indem es die Kategorien Objekt/Land/Ort/Ereignis nachzeichnet und einen Raum der Kontingenz untersucht, in welchem Abweichungen Bedeutungen verändern und neu codieren können. Es ist eine kollektive Befragung, wie die Grenzen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Lebenden und Nichtlebenden/Vergangenen, Persönlichem/Privatem und Öffentlichem/Politischem, Performance/Leben, dem Ereignis und seinen Nachwirkungen sowie der Wahrnehmung und Formulierung von Bedeutung verwischt werden können. Ziel ist es, verschiedene Ansätze für die Sprache und Formen der Kommunikation zu untersuchen, die aus den ökologischen, physischen und spirituellen Spuren der Geschichte erwachsen, und sich auf einen intensiven Austausch zu konzentrieren, der es verschiedenen Praktiken, Prozessen und Verständnissen ermöglicht, sich zu wandeln, wenn diese einander reflektieren.
Eliana Otto, Imaya Caceres, Vasilikí Sifostratoudaki & Nuno Cassola
›Unearthing Memories, Feeding Practices for Plural Knowledges and Beings‹
In ihrem Forschungsprojekt beschäftigen sich die Künstler:innen mit außer Acht gelassenen und unerzählten Geschichten. Wie kann ein transdisziplinärer Umgang mit Kunst helfen, die menschlichen und mehr-als-menschlichen Relationalitäten zu vergegenwärtigen, um der aktuellen sozio-ökologischen Krise zu begegnen? Wie könnten kollaborative Formen des Kunstschaffens eine fruchtbare Sprache sowie Formen des Geschichtenerzählens hervorbringen, um die anthro-eurozentristischen Paradigmen, die durch Abgrenzung und Ausschluss geprägt sind, zu transformieren? Aus pluralen Welten kommend, die dabei sind, die Moderne hinter sich zu lassen und trotzdem unserem modernen Erbe bewusst, bringen sich die Künstler:innen ein in die Erforschungen, die plurale Werte-Ökologien des Miteinanderlebens auf der Erde kultivieren.
Lucy Ilado, Stefania Smolkina & Riyadhus Shalihin
›Until the Stone Take Us Into the Past‹
Diese gemeinsame künstlerische Recherchearbeit untersucht drei verschiedene Regionen voller Geschichte: Old Fort in Sansibar, Tansania (Ostafrika), Textilproduktionen in Łódz, Polen (Europa) und ein Dialog zwischen Reisendem und kolonialen Schätzen in Indonesien (Südostasien). Das Projekt beinhaltet audio-visuelle Recherchen über die Vorstellung von politischen Landschaften mit ihren Ruinen und Geistern. Aus drei verschiedenen Perspektiven betrachten wir, wie Macht die Form der Landschaft angenommen hat. Eine Konversation über die Gegenwart und die vergangenen Jahrzehnte eröffnen. Verschiedene Strategien nutzen, um zu untersuchen, wie diese drei Landschaften das Bild von Macht in der Gesellschaft, in Bezug auf Prozesse von Transformationen und Gewalt, widerspiegeln.
Sina Hensel & Rosa Whiteley
›SUNBURN‹
Sonnenschutz wird nicht mehr nur auf unsere Haut aufgetragen, sondern auch auf die von Bergen, Wolken oder Bäumen. Während wir noch um die Kontrolle über das sich verändernde Klima und unsere Anpassungsfähigkeit kämpfen, hat sich durch Solar Engineering die Technologie des Sonnenschutzes auf den gesamten Planeten ausgedehnt. Die Oberfläche von Zellen, Spezies, Ökologien, Territorien und Technologien verändert ihre Farbe in Reaktion auf UV-Licht. Entzündungs- und Stoffwechselmechanismen werden in Gang gesetzt, um schützende Pigmente zu produzieren. Blätter leuchten rot, Algen sondern pinkes Sekret ab, der Mensch verschmiert Schattierungen von Weiß. Wenn der klimabedingte Stress zunimmt, sind Farben gefordert, Widerstand zu leisten. Farben dienen sowohl als Schutz als auch als Signal für die Intensität der Sonne; sie tragen buchstäblich den Abdruck des Klimas in sich. ›SUNBURN‹ erforscht Räume zwischen farbenfrohen, wilden Ökologien und synthetischen, posthumanen Hautoberflächen und sucht nach Methoden des Überlebens in einer heißeren, sonnenverbrannten Erde.
Wisrah Villefort & Sarah Johanna Theurer
›GODCRYSTAL‹
Das Forschungsprojekt ›GODCRYSTAL‹ von Wisrah Villefort und Sarah Johanna Theurer befasst sich mit den Auswirkungen des von Menschen erzeugten oder angeeigneten Klangs und den Ökologien, die er bildet. In der Recherche untersuchen Villefort und Theurer den ontologischen Aspekt von Klang und versuchen, seine Wirkungsweise spezifischer zu bestimmen. Im Rahmen von JUNCTIONS21 haben sie sich mit Theorien zur Ökologie von Klanglandschaften befasst. In Anlehnung an Donna Haraways Konzept des »situierten Wissens« wurden ein Vokabular und kritische Instrumente entwickelt, um Begriffe und Konzepte wie Anthrophonie, Biophonie, Ultra- und Infraschall zu definieren und zu analysieren. Der Titel ›GODCRYSTAL‹ bezieht sich auf den Namen eines beliebten Ultraschallgeräts, das zur Unterbindung des Bellens bei Hunden verwendet wird.
Zahra Malkani & Shahana Rajani
›Friction & Flow: Environmental Resistance in the Aquatic Landscapes of Karachi‹
Die pakistanische Stadt Karatschi befindet sich heute an vorderster Front der Klimakrise – Überschwemmungen, Wasserknappheit und Hitzewellen stehen zunehmend auf der Tagesordnung. Im Zentrum dieser Krise steht das systematische Vergessen, Auslöschen und Verleugnen einer indigenen Ökologie sowie der indigenen Gemeinschaften von Karatschi mit ihrem Wissen. Die Beziehung der Stadtbewohner:innen von Karatschi zur Ökologie des Landes ist von Gewalt und einer tiefgreifenden Entfremdung geprägt. Mit einem Workshop in Karachi LaJamia möchten die Künstler:innen diese schmerzvolle Kluft überwinden und die tiefen Verbindungen zur Ökologie dieser Stadt sowie die miteinander verbundenen Schicksale von Mensch, Ökologie und Stadt erkennen und – mit Fürsorge – neu beleben. Der Workshop zielt darauf ab, Menschen mit diversen Perspektiven und Hintergründen zusammenzubringen, um zu lernen, das bestehende Wissen über die Stadt zu teilen und zu befragen, andere Formen der Beziehung, Verbindung und Gemeinschaftlichkeit mit der Stadt zu erforschen, zu imaginieren und zu verwirklichen – und so Solidarität mit dem fortwährenden Kämpfen für eine Ökologie in Karatschi zu schaffen.
IMPACT21 ist ein Projekt im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.